Wien - Stunden nach der Absage von RTL-Chef Gerhard Zeiler an den ORF sammelte Niko Pelinka Mittwoch seine roten Stiftungsräte. Noch ging es nicht um den General, der wird erst 2011 gewählt. Aber auch für die nächste ORF-Wahl vorzubereiten war es früh. Am 9. September soll nach SPÖ-Wunsch TV-Chefredakteur Karl Amon Radiodirektor werden.

Darauf soll Fraktionssprecher Pelinka eingeschworen haben. Sind alle Roten da, hat Amon 15 von 18 nötigen Stimmen. Die übrigen versucht Amon zu sammeln.

Beim roten Ratstermin im Parlament schaute, wie gewohnt, SP-Geschäftsführerin Laura Rudas vorbei, Klubchef Josef Cap wurde gesichtet. Und ORF-Chef Alexander Wrabetz, jedenfalls derzeit und nach offizieller Lesart roter Kandidat für 2011.

Die Wahl zum Radiodirektor hat mit 2011 zu tun, ob nun Amon doch als General antritt oder nicht. SP-Strategen wollen vermeiden, dass die Radio-Abstimmung am 9. September zum "totalen Krieg" (ein Stiftungsrat) mit der ÖVP eskaliert, der bis zur Generalswahl anhält. Als Gegner um den General könnten Finanzdirektor Richard Grasl, flankiert von Onlinedirektor Thomas Prantner, an einer Vielfarb-Mehrheit gegen Rot basteln. Prantner nominierte gerade Grasl als Urlaubsvertreter.

Krieg vermeiden könnte etwa ein TV-Chefredakteur für die ÖVP. Kursierende Namen (Fritz Dittlbacher, Hans Bürger, Wolfgang Wagner) klingen nicht nach schwarzen Wunschkandidaten.

Amon löst im Radio den erkrankten Willy Mitsche ab, einst Wunsch Jörg Haiders. Er mailte Kollegen zum Abschied als Direktor: "Es stimmt, ich hätte bleiben können, aber ich wollte keinesfalls meine mühsam wiedererlangten Kräfte für irgendwelche Positionskämpfe vergeuden." (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 27.8.2010)