Brüssel/Helsinki/Stockholm - Nach mehreren Fällen von Narkolepsie (Schlafkrankheit) bei Personen, die gegen die Schweinegrippe geimpft wurden, prüft die EU einen möglichen Zusammenhang mit dem Impfstoff. Die EU-Kommission habe die finnischen Behörden um Informationen ersucht und die EU-Arzneimittelagentur (EMA) beauftragt, die Fälle zu untersuchen, sagte ein Kommissionssprecher am Donnerstag auf APA-Anfrage. Eine Häufung von Narkolepsie-Fällen bei Menschen, die gegen das H1N1-Virus geimpft wurden, wurde auch in Schweden, Frankreich, Norwegen und Deutschland beobachtet.

Die finnische Gesundheitsbehörde THL hat von weiteren Impfungen mit dem Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix abgeraten. "Es ist nicht sicher, dass es eine Verbindung gibt", sagte ein Kommissionssprecher. Dies müsse nun vom wissenschaftlichen Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA geklärt werden.

Statistische Spitze

In Schweden wurden heuer bisher insgesamt 24 Verdachtsfälle der Medikamentenaufsicht Läkemedelsverket gemeldet. Diese will in den kommenden Wochen eine Reihe von Experten zu den Fällen konsultieren. Ein Sprecher der Behörde sagte gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT, die heuer aufgetretene Zahl der Narkolepsie-Fälle stelle eine "kräftige Spitze" in der Statistik dar.

Im Nachbarland Finnland zählte die Gesundheitsbehörde THL am Donnerstag 17 Fälle. Finnland hat vor zwei Tagen als bisher einziges EU-Land vor weiteren Impfungen mit dem unter Verdacht stehenden Vakzin Pandemrix bis zur Klärung der Gründe für die vor allem bei Kindern gehäuft aufgetretenen Narkolepsie-Fälle abgeraten.

Seit Monaten auf der Spur

Zudem wurde am Donnerstag bekannt, dass finnische Neurologen bereits seit Monaten zu möglichen Zusammenhängen der Krankheitsfälle mit dem Grippe-Impfstoff forschen. Die Häufung der Fälle sei bisher aber nicht an die Öffentlichkeit getragen worden, weil die Wissenschafter befürchtet hätten, ihre Chancen auf eine für ihre Karriere wichtigen Publikation in führenden Fachzeitschriften zu verspielen, hieß es in einem Bericht des finnischen Rundfunks YLE. (APA)