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olfgang Ruttenstorfer führt die OMV weg vom Öl in Richtung Gas und Strom. Auch bei erneuerbaren Energien will der Konzern mit dabei sein, selbst wenn Geld vom Großaktionär Staat rar ist.

Foto: APA/Pfarrhofer

Standard: Es hat zuletzt Gerüchte gegeben, dass es in der Insideraffäre zu einer Anklage gegen Sie kommen könnte. Haben Sie Indizien?

Ruttenstorfer: Nach Prüfung aller Ergebnisse der Untersuchungen sind wir der Meinung, dass alle Rechtsvorschriften eingehalten wurden. Die OMV hat beschlossen, von Optionen auf ein langfristiges Anreiz-Programm umzustellen. In diesem Rahmen musste ich ein Eigeninvestment machen, was ich auch getan habe. Ich habe also Aktien gekauft und gemeldet, alles ist korrekt gelaufen.

Standard: Haben Sie Kenntnis über den Vorhabensbericht?

Ruttenstorfer: Habe ich nicht, ich habe keinen Einblick.

Standard: Wie auch der Verbund hat die OMV Probleme, wenn es darum geht, vom staatlichen Großaktionär frisches Kapital zu erhalten.

Ruttenstorfer: Den Verbund kann ich nicht kommentieren. Derzeit ist eine Kapitalerhöhung bei uns kein Thema. Fest steht, dass in den letzten 20 Jahren der Staat bei der OMV nie mitgezogen hat.

Standard: Brauchen Sie auch kein Kapital, wenn die OMV ihre Beteiligung in der Türkei oder Rumänien erhöht oder andere Aquisitionen tätigen möchte?

Ruttenstorfer: Ich kann nicht ausschließen, dass das eine Finanzierungsvariante sein könnte. Beim jetzigen Bedarf - wir investieren heuer 2,8 Milliarden - brauchen wir keine Kapitalerhöhung.

Standard: Ist ein staatlicher Aktionär ein Klotz am Bein?

Ruttenstorfer: Gar nicht. 2004 gab es eine Kapitalerhöhung von 600 Mio. Euro ohne ÖIAG. Wir sind inzwischen ohne Staat aufs vier- bis sechsfache gewachsen. Aber wenn die ÖIAG mitzieht, freuen wir uns. Wir haben die OMV in den letzten zehn Jahren aus der Politik herausgehalten.

Standard: Gibt es Restriktionen aus dem Syndikatsvertrag mit dem zweiten Großaktionär Abu Dhabi?

Ruttenstorfer: Nein, es gibt ein Gesetz in Österreich, das der ÖIAG einen Anteil von mindestens 25,1 Prozent vorschreibt.

Standard: Angesichts der Vorkommnisse im Golf von Mexiko werden die Auflagen für Tiefseebohrungen erhöht. Wird das den Ölpreis erhöhen?

Ruttenstorfer: Strengere Auflagen haben natürlich das Potenzial, die Bohrungen zu verteuern, aber sie werden weiter wirtschaftlich sein.

Standard: Ist der derzeitige Ölpreis ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage?

Ruttenstorfer: Der Preis drückt nicht nur die heutige Versorgungssituation aus, sondern die Überzeugung der Marktteilnehmer, dass es langfristig teurer und schwerer wird, die jetzigen Reserven zu ersetzen. Der Zyklus bei den Rohstoffpreisen weist jedenfalls nach oben und er dürfte lange anhalten - da müssen sich alle darauf einstellen. Wir als OMV bewegen uns vom Öl in Richtung Gas hin zu Strom und sind auch bei erneuerbaren Energien ins operative Geschäft eingestiegen. Wir werden den OMV Future Energy Fund bis Jahresende in die Bereiche der OMV integrieren.

Standard: Wie beurteilen Sie SP-Forderungen zur Reduktion der Gruppenbesteuerung, mit der Auslandsverluste angerechnet werden können sowie zur Einführung einer Vermögensabgabe?

Ruttenstorfer: Für den Standort Österreich ist die Gruppensteuer ein absolutes Muss und sollte nicht an sich in Frage gestellt werden. Nehmen Sie das Beispiel der OMV-Beteiligung Borealis. Hier wurden hochwertige Arbeitsplätze nach Österreich gebracht. Das brauchen wir im Land. Es gibt einige Konzerne, die von hier aus große Gebiete betreuen, etwa in der in der Getränke-, Papier- oder Elektronikindustrie. Auf diese Holdings hätten Einschränkungen negative Auswirkungen. Die Einführung einer Vermögenszuwachssteuer könnte ich mir hingegen vorstellen.

Standard: Und eine Erhöhung der Mineralölsteuer unter dem Stichwort Ökologisierung?

Ruttenstorfer: Die Regierung sollte darauf achten, dass sich die Ströme nicht verlagern. Wenn man das nicht will, muss man bei der Möst im einstelligen Bereich bleiben und vor allem bei Diesel vorsichtig sein. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27.8.2010)