Findet die Polizei das Kokain? Françoise Sagan (Sylvie Testud, li.) und Peggy Roche (Jeanne Balibar).

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Am 8. August 1958 um acht Uhr früh kauft sie ein Haus in der Normandie um acht Millionen Francs. Das Geld gewann sie die Nacht davor am Roulettetisch, als dreimal hintereinander die Acht kam. Ab dem Tag hat Françoise Sagan ein Zuhause. Eines, das ihr lange als Rückhalt dient, ihr später schwere Last wird: "Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages eine Gefangene werden könnte."

Die Autorin von Bonjour tristesse kostet das pralle Leben aus, im Guten wie im Schlechten. Das Leben als Rausch aus Spiel, Spaß und Verschwendung. Nicht alles ist trist im Leben der französischen Schriftstellerin Françoise Sagan, doch vom frühen Erfolg - sie ist 18, als sie ihr Buch schreibt - wird sie sich nie erholen. Als draufgängerische Studentin hilft ihr der Erfolg, sich von ihrem engen bürgerlichen Familienhaus zu lösen. Die Eltern gestatten ihr nicht, unter ihrem Namen zu publizieren, also wird aus der 1935 geborenen Françoise Quoirez eben Françoise Sagan.

Sylvie Testud passt die Figur der Sagan wie eine zweite Haut. Sie manövriert sie zwischen Übermut und völliger Verzweiflung. Die Geschichte der Schriftstellerin verfolgt Regisseurin Diane Kurys (Das Liebesdrama von Venedig - George Sand und Alfred de Musset) mit herkömmlichen Erzählbögen und szenischen Brüchen. Zugleich verschafft sie in der formalen Zurückhaltung Testuds Schauspiel maximalen Raum.

Nur allzu hübsch sind reale Verweise: So gibt Sagan auf eine Journalistenfrage eine Antwort, die Testud nach ihrer Rolle in Jessica Hausners Lourdes wohl nicht nur einmal gestellt wurde: Ist sie denn gläubig? "Nein", sagt Sagan: "Außerdem habe ich eine Pilgerfahrt nach Lourdes gemacht. Und als ich all die Fußkranken gesehen habe, da hat es meinen Glauben zerstört.", Freitag, Arte, 20.15 Uhr. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 27.8.2010)