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Wie sich der Sieg anfühlt, weiß der Australier Mark Webber, der in 150 Rennen sechsmal gewann, heuer bereits viermal. Und jetzt will der 33-Jährige wissen, wie man sich als Weltmeister fühlt. Das hat er mit seinem um zehn Jahre jüngeren Teamkollegen Sebastian Vettel gemeinsam.

Foto: REUTERS/Laszlo Balogh

Spa-Francorchamps - Kimi Räikkönen, der Vorjahrssieger im Ferrari, vergnügt sich in der Rallye-WM, und Michael Schumacher, mit sechs Triumphen Rekordgewinner in den Ardennen, fährt in seinem Comebackjahr mit dem Mercedes bisher hinterher. Zudem wird er in der Startaufstellung in Spa zehn Plätze hinter seine Qualifying-Platzierung zurückversetzt. Als Strafe für seine lebensgefährliche Attacke gegen seinen ehemaligen Ferrari-Kameraden Rubens Barrichello am 1. August in Budapest.

Der Brasilianer, gegenwärtig im Williams unterwegs, bestreitet in Belgien offiziell seinen 300. GP, obwohl es auch andere Zählweisen gibt (zum Beispiel Training, aber kein Rennen). Der zweite in der diesbezüglichen Hierarchie, der Italiener Riccardo Patrese, brachte es auf 257 Rennen. Barrichello zählt all seiner Routine zum Trotz nicht zu den Favoriten.

Der Fünfkampf

Fünf Piloten haben sieben Rennen vor Schluss gute Titelchancen. Gegenwärtig führt in der WM Mark Webber im Red Bull (161 Punkte) vor Exweltmeister Lewis Hamilton (157/McLaren), Sebastian Vettel (Red Bull / 151), Titelverteidiger Jenson Button (McLaren/147) und dem zweifachen Exweltmeister Fernando Alonso (Ferrari/141). Der Sieg zählt 25 Punkte, also kann sich noch allerhand tun.

Der 23-jährige Deutsche Vettel, der Hamilton als jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte ablösen könnte ("Nichts zählt für mich so viel wie der Gewinn der WM"), schaffte heuer sieben Pole-Positions. Doch aufgrund persönlicher und technischer Fehler brachte er es erst auf zwei Siege. Der 33-jährige Australier Webber fuhr vier Quali-Bestzeiten und gewann viermal. Zuletzt in Budapest, wo Vettel überlegen geführt hatte, ehe in einer Safety-Car-Phase zu viel Abstand auf seinen Vordermann Webber (der den Reifenwechsel noch vor sich hatte) ließ, mit einer Boxen-Durchfahrtstrafe belegt und nur Dritter wurde.

Der Sport-Informations-Dienst errechnete, dass Vettel heuer 128 Punkte durch eigene Patzer, Unfälle und Probleme mit dem an sich so schnellen Auto liegengelassen hat. "Wenn man zurückblickt, haben wir bewiesen, was in uns steckt, in zwei, drei Rennen kann alles wieder ganz anders ausschauen", sagt Vettel. Christian Horner, Teamchef von Red Bull: "Leider folgt ihm schon die ganze Saison eine dunkle Wolke."

Red Bull verpasste heuer bei zwölf Gelegenheiten nur eine Pole, beim GP von Kanada war Hamilton Schnellster im Qualifying und gewann das Rennen.

Mark Webber und Sebastian Vettel sind keine Freunde, was prinzipiell daran liegt, dass beide nur das eine wollen. "Ich will den Titel gewinnen. Ich weiß, dass er das Leben der Leute ändert, die Person verändert. Ich will wissen, wie sich das anfühlt", sagt Webber, der Rennfahrer aus New South Wales, der seit 2002 in der Formel 1 unterwegs ist. Der Heppenheimer Vettel fährt erst seit 2007 in der Eliteliga und amtiert als Vizeweltmeister. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 27. August 2010, bez)