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Jimmy Carter und Aijalon Mahli Gomes am Flughafen von Pjöngjang.

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Carter mit Kim Kye Gwan, dem stellvertretenden Außenminister und Chefverhandler Nordkoreas bei den Atomprogramm-Gesprächen.

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Seoul - Nordkorea ist offenbar zu Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm bereit. Der stellvertretende Machthaber des Landes, Kim Yong Nam, habe gegenüber dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter die Bereitschaft des Landes "zur Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche" sowie zur Befreiung der koreanischen Halbinsel von Atomwaffen ausgedrückt, berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Carter hatte zuvor die Freilassung eines in Nordkorea zu acht Jahren Arbeitslager verurteilten US-Bürgers erreicht.

Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, Carter habe Pjöngjang verlassen. Der frühere US-Präsident habe sich für das Vorgehen des seit Jänner inhaftierten Amerikaners Aijalon Mahli Gomes entschuldigt. Der 31-Jährige war wegen illegaler Einreise im April zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Gomes werde am heutigen Freitag zusammen mit Carter in die USA zurückkehren, erklärte die Sprecherin des Carter-Centers, Deanna Congileo, am späten Donnerstagabend in Atlanta.

Quelle: CNN

Ex-Präsident reiste als Privatmann

Die USA und Nordkorea unterhalten keine diplomatischen Beziehungen; Schweden vertritt die Interessen Washingtons in dem kommunistischen Staat. Der Ex-Präsident war vergangenen Dienstag zu der "rein humanitären Mission" aufgebrochen. Der Friedensnobelpreisträger reiste als Privatmann und ohne Vertreter der US-Regierung in das kommunistische Land, berichtete das US-Magazin "Foreign Policy".

Nordkorea hatte in der Vergangenheit festgenommene US-Bürger mehrfach als Druckmittel eingesetzt, um die Regierung in Washington zu Zugeständnissen zu bewegen. Die USA wollen das kommunistische Land zu Verhandlungen über sein Atomprogramm bewegen.

Washington begrüßt Freilassung

Die US-Regierung hat die von Carter erwirkte Freilassung begrüßt. "Wir begrüßen die Freilassung von Aijalon Mahli Gomes und sind erleichtert, dass er bald sicher wieder mit seiner Familie vereint sein wird", erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, in Washington.

"Wir erkennen die humanitären Bemühungen des früheren Präsidenten Carter an und begrüßen Nordkoreas Entscheidung, Mr. Gomes eine außerordentliche Amnestie zu gewähren und ihm die Rückkehr in die Vereinigten Staaten zu erlauben", sagte Crowley. Carters Reise nach Nordkorea sei privater Natur gewesen und nicht im Auftrag der US-Regierung unternommen worden, hob der Sprecher noch einmal hervor.

Streit um versenktes Kriegsschiff

Ein Stolperstein auf dem Weg zu Verhandlungen ist der Streit zwischen Nord- und Südkorea rund um das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan", das Ende März versenkt worden war. 46 Menschen kamen dabei ums Leben. Südkorea beschuldigt Nordkorea und pocht darauf, dass es "überwältigende Beweise für den Schluss" gebe, dass ein U-Boot aus Nordkorea einen Torpedo abgefeuert und damit das Schiff zum Sinken gebracht habe. Nordkorea müsse die Verantwortung für das Sinken des Schiffes übernehmen und sich entschuldigen, erklärte das südkoreanische Außenministerium daraufhin. Pjöngjang weist jegliche Verantwortung von sich.

Eine internationale Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass ein nordkoreanisches U-Boot das Schiff mit einem Torpedo angegriffen hatte. Doch im UNO-Sicherheitsrat verhinderte die Vetomacht China jede Schuldzuweisung an Nordkorea. Für das Veto Pekings im Weltsicherheitsrat hatte Pjöngjang umgehend seine grundsätzliche Bereitschaft zu neuen Sechsergesprächen erklären müssen.

Die im August 2003 aufgenommenen Gespräche über das Atomprogramm Pjöngjangs, an denen neben Nordkorea und China auch Südkorea, Japan, Russland und die USA teilnehmen, liegen seit April 2009 auf Eis. Damals war Nordkorea nach einem zweiten Atombombentest aus den Verhandlungen ausgestiegen. (red/APA/AFP/apn, derStandard.at.at, 28.8.2010)