Die Arche Noah sorgt für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Foto: Arche Noah

Schon bei ihrem Praktikum bei der Arche Noah habe ihr Herz höher geschlagen, sagt Beate Koller. Seit 2000 ist sie Geschäftsführerin der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung und stolz darauf, was durch diese Initiative bereits alles verändert werden konnte. Vor 20 Jahren haben niederösterreichische Hausgärtner und Bauern mit der Erhaltung vieler älterer, zunehmend gefährdeter Obst- und Gemüsesorten begonnen. Heute finden sich diese zum Teil im Sortiment der Supermärkte wieder.

Auch wenn in den 1980er-Jahren viele Arten durch Hybridsorten ersetzt wurden, war das alte Saatgut und das Wissen dazu noch vorhanden. "Die Pioniere waren beharrlich und konnten vieles ins Rollen bringen" , erklärt Koller. Heute werde das Thema Sortenvielfalt von einer Bandbreite - angefangen von Hausgärtnern über Kleinbauern bis hin zu Supermarktproduzenten - ernstgenommen. Dass diese Entwicklung noch stärker in der Gesellschaft verankert wird, sei das Ziel. Nicht zuletzt durch Initiativen wie die Slowfood-Bewegung oder Guerilla Gardening habe das Thema an Bedeutung gewonnen. Diese Veränderungen mitgestalten und beobachten zu können begeistert sie.

Das vorhandene Wissen zu sammeln und so ein Netzwerk aufzubauen, in dem neue Erfahrungen ausgetauscht werden können, war der Anfang. Mittlerweile werden Seminare und Lehrgänge dazu in fast allen Bundesländern angeboten und über das Netz-werk Saatgut ausgetauscht. "Ohne Menschen gibt es keine Kulturpflanzen. Die Arbeit lebt von den Erfahrungen der Teilnehmer" , ergänzt Koller, und das ist auch das Motivierende an ihrer Aufgabe.

Vielfalt auch in den Aufgaben

"Es fühlt sich an wie ganz viele Jobs" , sagt sie. Neben den operativen Aufgaben, der Dokumentation der Sortenvielfalt gehören auch der Ausbau des Netzwerkes und der Aufbau neuer Kooperationen dazu. Derzeit sei man gerade dabei, ein Kochbuch zu gestalten - "damit die alten Sorten auch in der Alltagsküche Platz finden" .

Geprägt durch ihre Großmutter, die praktische Ärztin in Niederösterreich war, begeisterte sich Koller schon früh für die Vielfalt und Wirkung heilender Pflanzen. Dass sie dann Biologie und nicht Medizin studierte, war eine spontane Entscheidung, ergänzt sie. Genauso spontan war die Entscheidung, die Geschäftsführung der Arche Noah zu übernehmen. Denn neben der Mitarbeit bei der Arche Noah engagierte sie sich zur selben Zeit auch im sozialen Bereich. Heute ist sie froh über ihre Leitungsposition mit vielen Lern- und Gestaltungsmöglichkeiten und auch darüber, Beruf und Familie in dieser Funktion vereinbaren zu können.

Sie selbst komme aus einer Familie, in der auch Frauen erfolgreich Beruf und Familie vereinbart haben. Mit zwei kleinen Kindern ist sie derzeit nur "Teilzeitgeschäftsführerin" , sagt sie. Damit das funktioniert, brauche es viel Verständnis, sowohl vom Arbeitgeber des Partners als auch vom eigenen Vorstand, aber vor allem von den Mitarbeitern. "Dafür braucht es auch ein Team, das sich auf eine Teilzeitchefin einlässt" , ergänzt Koller.

Zwei Tage in der Woche ist sie vor Ort bei der Arche Noah in Schiltern, E-Mails werden abends beantwortet. Ein Privileg als Teilzeitchefin ist, mehr Zeit zu haben, um die Entwicklung aus einer gewissen Distanz beobachten zu können und nicht nur mit dem Wollen und Tun beschäftigt zu sein. Außerdem habe sie jetzt auch wieder Zeit, sich mit dem zu beschäftigen, wofür die Arche Noah steht: auf Märkten regionale Produkte einkaufen, selbst im Garten Pflanzen anbauen und die Ernte anschließend genießen. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.8.2010)