Manch einer unter den frei flottierenden Kulturarbeitern nimmt Arbeit an wie Geld und vergisst, dass es nicht nur Geld ist, sondern vor allem Arbeit. Das führt dazu, dass - nicht selten im Top-End-Segment - überengagierte Tausendsassa doppelt und dreifach Posten in Beschlag nehmen. So ist etwa der Musikchef der Wiener Festwochen eigentlich Intendant der Mailänder Scala, und Jürgen Flimm hatte neben seinem in diesen Tagen zu Ende gehenden Intendantenjob bei den Salzburger Festspielen auch noch die Leitung der Ruhrtriennale inne.
Diejenigen Menschen, die solche Jobs haben, arbeiten mit zunehmendem Alter immer mehr, während andere, die nachrückende Generation, lange Zeit durch die Finger schauen.
Wie cool und einmalig wirkt da das Statement von Intendant und Regisseur Frank Baumbauer - er führte bis zum Herbst 2009 die Münchner Kammerspiele und hat seither nichts gemacht bzw. ein Sabbatical genommen: Er "wollte mal eine Weile Pause machen". Und: "Jetzt muss die jüngere Generation ran."
So viel professionelle Distanz zur eigenen Bedeutung bzw. so viel Respekt vor einer neuen, jüngeren Generation mit Potenzial gibt's nur leider auf freiwilliger Basis allzu selten. Ganz abgesehen davon, dass in einer effizienzorientierten Gesellschaft das Nichtstun ungeahnte Qualitäten bergen könnte. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD - Printausgabe, 28./29. August 2010)