Alpbach - Der Industrielle Hannes Androsch, designierter Vorsitzender des Forschungsrats, will keine Zeit verstreichen lassen. Obwohl bisher, wie berichtet (siehe unten), nur vier der acht Gremiumsmitglieder, die des Verkehrsministeriums, bestellt wurden, drängt er auf die konstituierende Sitzung des Rats Mitte September. "Dann starten wir eben mit einer Rumpfregierung", meinte er mit einem Augenzwinkern in Alpbach.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hatte angekündigt, die vier Ratsmitglieder ihres Ressorts erst nach Beschluss der Forschungsstrategie 2020 zu nennen. Da die wohl erst nach der Budgetrede von Josef Pröll (ÖVP) im Dezember zu erwarten ist, wäre der Forschungsrat von Anfang September, dem Ende der Amtsperiode der derzeitigen Räte, bis dahin ohne Ratsversammlung. "Ein gesetzwidriges Interregnum", sagt Androsch. Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), gilt als Kandidat für ein Ticket des Wissenschaftsministeriums. Zu Gerüchten um seine Person wollte er aber keine Stellung beziehen. Die IV sehe den Rat in einer zentralen Rolle. Sorger und Androsch forderten die Erhöhung der indirekten Forschungsförderung von acht auf zwölf Prozent. Androsch will aber auch mehr Kompetenzzentren und mehr Geld für die Unis. Die seien derzeit real unter den Verhältnissen von 1999.

Karl erwiderte in einer ersten Reaktion, dass der Rat nur mit mindestens sechs anwesenden Mitgliedern beschlussfähig sei. (Peter Illetschko, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.8.2010)