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Das Bild eines der verschütteten Arbeiter auf einer Videoleinwand, vor der Angehörige stehen.
Copiapó/Wien - Botschaften an Angehörige, ein Einblick in das Leben der seit drei Wochen unter Tage eingeschlossenen Bergleute - das zeigt ein 45-minütiges Video, das die Männer in der Mine im chilenischen Copiapó gefilmt und über einen Versorgungsschacht nach oben befördert haben. Die Rettung der 33 wird voraussichtlich drei bis vier Monate dauern.
"Wir haben hier alles gut organisiert", sagt ein Arbeiter in die Kamera und zeigt auf das provisorische Bad: eine Ecke, in der ein Wasserkanister und Zahnpasta bereitstehen.
"Schwierig wird es, wenn das Glücksgefühl, dass sie gefunden wurden, unten verblasst", sagt Psychiaterin Adelheid Kastner, ehemals Gerichtsgutachterin im Fall Amstetten. Einer der größten Stressfaktoren der Männer unter Tage sei das "erzwungene Zusammenleben auf engem Raum".
Das Fehlen von Tageslicht könne den Biorhythmus stören und depressive Stimmungen hervorrufen. Wichtig sei, die Zeit zu strukturieren. Das tun die Eingeschlossenen: Sie träfen einander täglich, um den Tag zu planen, sagt einer der Männer im Video, das im chilenischen Fernsehen gezeigt wurde. Da die Arbeiter Zugang zu weiteren Stollen haben, sitzen sie nicht im Schutzraum fest. Das spielt auch im Hinblick auf die hygienische Situation eine wesentliche Rolle, da die Notdurft anderswo verrichtet werden kann.
Laut Kastner ist es "ganz natürlich", dass sich eine Art Leitfigur für die Gruppe herauskristallisiert - diese nimmt Mario Gómez (63), der Älteste der Bergleute, ein. Von seiner Vertrauenswürdigkeit und seinem Organisationstalent hänge stark ab, wie sich die Situation weiter entwickle, sagt Kastner.
Für die Rettung der Männer wird ein Evakuierungsschacht mit rund 66 cm Durchmesser in knapp 700 Meter Tiefe gebohrt. Es sei ein "sehr hartes, festes Gestein", sagt Bergbauexperte Horst Wagner von der Montanuni Leoben. Daher werde man etwa 20 Meter am Tag vorwärtskommen. Probleme könne noch die Energieversorgung für die Rettungsmaßnahmen bereiten. "Die ist sehr marginal, da oben - da ist Wüste", sagt Wagner.
Angesichts erster Klagen Angehöriger gegen den Minenbetreiber wegen Fahrlässigkeit hat ein Gericht das Einfrieren von rund 1,4 Mio. Euro für Schadenersatzforderungen angeordnet. (Gudrun Springer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.8.2010)