Natürlich sind Vorträge von renommierten Wissenschaftern super. Kostet halt einiges, die honorigen Damen und Herren nach Wien einzufliegen. Und wenn man gleichzeitig einen runden Geburtstag zu feiern hat, kostet das entsprechende Ambiente für den Auftritt der Intellektuellen noch einmal so viel. Zu viel jedenfalls für das Internationale Forschungszenturm Kulturwissenschaften (IFK) - zu viel angesichts des derzeitigen Stellenwertes von Geistes- und Kulturwissenschaften in Österreich und der damit einhergehenden und im Vergleich zu Naturwissenschaften sehr bescheidenen Förderung und Finanzierung von Forschungsprojekten in diesem Wissenschaftsbereich. Also ließ sich das hauptsächlich vom Wissenschaftsministerium subventionierte Forschungszentrum etwas Anderes einfallen.

Seit zehn Jahren ist avancierte Nachwuchsförderung eines der Hauptanliegen des IFK. Zum Jubiläum, das kommenden Herbst begangen wird, wurden daher zwei Forschungsstipendien ausgeschrieben. Zielgruppe: junge österreichische Kulturwissenschafterinnen und -wissenschafter, erklärt die aus Bozen stammende klassische Philologin Eva Cescutti vom Forschungszentrum in Wien.

Das Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien wurde 1993 gegründet und hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens als ein zentraler Impulsgeber der österreichischen Humanwissenschaften etabliert. Es trägt in besonderer Weise zur Internationalisierung der österreichischen Forschung bei, indem es international renommierte Wissenschafterinnen und -wissenschafter zu Forschungsaufenthalten, Tagungen und Vorträgen nach Österreich einlädt. Besonders bewährt hat sich daneben aber auch das intensive Engagement des IFK zur Förderung und Professionalisierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Österreich, das vielfältige Formen angenommen hat; die Basis dieses Engagements stellen die Junior-Fellowships dar, die an österreichische Dissertantinnen und Dissertanten zum Zweck einer engen Zusammenarbeit mit den internationalen Gästen des IFK vergeben werden.

Dieser Logik folgen laut Cescutti auch die beiden nun ausgeschriebenen Jubiläumsstipendien, die für die Dauer eines Jahres zwei jungen Forscherinnen und/oder Forschern ein finanziell abgesichertes wissenschaftliches Arbeiten ermöglichen sollen. Die Stipendien sind mit 22.000 Euro dotiert und werden im Rahmen einer kleinen Feier zum Jubiläum des IFK am 23. Oktober 2003 verliehen.

Ebenfalls erstmalig in diesem Jahr - und von nun an in jährlicher Regelmäßigkeit - wird von 24. bis 30. August eine "IFK-Akademie" in Wien stattfinden, bei der etwa 20 heimische Nachwuchstalente eine Woche lang mit international renommierten Kulturwissenschaftern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz und -wissenschaftern zusammenarbeiten werden. Das zu bearbeitende Thema: "Topographien des Politischen". (Andreas Feiertag/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27. 4. 2003)