Wien - Die Lebenssituation der Roma ist in Österreich besser als in anderen europäischen Ländern. Das hat der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates und Obmann des Kulturvereins der Roma, Rudolf Sarközi, am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast" erklärt. "Gesellschaftlich haben wir keine Probleme, wir sind in der Gesellschaft aufgenommen worden", sagte Sarközi.

Seit der Anerkennung als Volksgruppe im Jahr 1993 würden die Roma vom Staat unterstützt. Trotzdem wünscht er sich eine Anhebung der staatlichen Förderung, die seit zehn Jahren nicht mehr erhöht worden sei, und dass die Roma in der Gesellschaft noch mehr als Volksgruppe wahrgenommen werden. In Europa fordert Sarközi einen eigenen Minderheiten-Kommissar.

Im Gegensatz zu anderen Ländern gebe es in Österreich keine slum-ähnlichen Siedlungen von Roma am Rande von Städten. Nur am Rande von Oberwart gebe es eine eigene Ansiedlung, diese sei aber im Stile einer Gartensiedlung. Er habe auch keine negativen Wahrnehmungen über Anfeindungen oder Beschimpfungen, sagte Sarközi. In der Schule sei er noch als "Zigeuner" beschimpft worden, was er als Beleidigung empfunden habe, heute aber nicht mehr, schilderte der Obmann des Volksgruppenbeirates.

Sarközi: "EU muss Verantwortung übernehmen"

Die Schleifung von Roma-Siedlungen in Frankreich und die Abschiebung der Menschen hält Sarközi nicht für gerechtfertigt. Seiner Auffassung nach hätte Frankreich den Roma schon früher Quartiere zur Verfügung stellen sollen. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass man beide Seiten sehen müsse.

An die EU appellierte Sarközi, die europäische Dimension zu erkennen. "Die EU muss politische Verantwortung übernehmen", forderte er einen eigenen Kommissar für Minderheiten mit Schwerpunkt für die Roma. Gleichzeitig müssten sich aber auch die Roma in die Kommunen integrieren und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, nahm er auch seine eigene Volksgruppe in die Pflicht. 

Vassilakou wirft Innenministerin "offenen Rassismus" vor

Die stellvertretende Bundessprecherin und Klubobfrau der Wiener Grünen, Maria Vassilakou, wirft Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) "offenen Rassismus" vor und verlangt ihren Rücktritt. Grund dafür ist die Aussage Fekters, wonach die Anwesenheitspflicht von Asylwerbern auch deshalb notwendig sei, um zu gewährleisten, "dass aus der Asyl-Grundversorgung nicht ein vorübergehendes Taschengeld für Roma aus südosteuropäischen Staaten wird".

Vassilakou forderte deshalb am Samstag in einer Aussendung Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) auf, Fekter durch eine Person auszutauschen, "die der Würde des Amtes gewachsen ist und die notwendige Sensibilität mitbringt".

Innenministerin Fekter hat unterdessen EU-Justizkommissarin Viviane Reding aufgefordert, die Ausweisung bulgarischer und rumänischer Roma aus Frankreich "auf ihre Rechtsstaatlichkeit hin" zu prüfen. (APA)