Will man wissen, wie es um die irakische Armee - ihre Stärke und Einsatzbereitschaft - genau steht, so tut man sich gar nicht leicht. Die entsprechenden Statistiken des "Iraq Index" der Brookings Institution reichen nur bis Ende 2009, und ab November 2007 sind sie mit einer Warnung versehen: Ab da stammen die Zahlen vom irakischen Verteidigungsministerium und Innenministerium, was heißt, dass die Angaben zur Einsatzfähigkeit vielleicht etwas optimistisch sind.

Iraks Generalstabschef Bubaker Zebari rief ja selbst jüngst einen Aufruhr hervor, als er sagte, dass die irakischen Sicherheitskräfte nicht alleine für die Sicherheit im Irak sorgen könnten, dass deren Aufbau bis 2020 dauern würde - und dass die US-Armee bis dahin im Land bleiben solle.

Insgesamt kommt Brookings Ende 2009 auf eine Zahl von 664.000 Sicherheitskräften, aber da ist wohl alles dabei, auch Papiertiger. Auf einer Index-Grafik ist von etwa 240.000 Mann die Rede, die in einem unterschiedlichen Ausmaß einsetzbar sind. Die irakische Armee umfasst an die 200.000 Soldaten, dazu kommen Sicherheitskräfte des Innenministeriums, des Büros des Premierministers und die kurdischen Peschmerga (geschätzte 200.000).

Iraks Streitkräfte bestehen aus der Arme (13 Divisionen), der Luftwaffe und der Marine. Es ist ein auf Aufstandsbekämpfung trainiertes Militär. Jahrelang hat Bagdad beklagt, von den USA kein schweres Gerät zu bekommen - angesichts des Bürgerkriegs 2006 und 2007, wo es einige Episoden gab, in denen Sicherheitskräfte des (schiitischen) Innen- und des (sunnitischen) Verteidigungsministeriums aneinandergerieten, war das eine heikle Frage. Lange galt die Armee als unzuverlässig, die Soldaten zum Desertieren neigend. Die im Irak verschwundenen US-Waffen sind Legion.

Nun haben die Iraker aber soeben elf von 140 M1A1 Abram Panzer erhalten, der Rest soll bis Ende 2011 geliefert werden. Das Iraqi Air Corps, das F-16 bekommen soll, wird bei Vollabzug der USA erst zu 20 Prozent bereit sein. Fürs Innenministerium, das eine eigene Luftflotte haben will, gibt es Hubschrauber aus Frankreich. Auch aus der Ukraine werden die Sicherheitskräfte beliefert.

Von den USA bekommt der Irak auch "Excess Defense Articles", gebrauchte Armeeausrüstung, verkauft beziehungsweise geschenkt. So manches an Gebrauchsgegenständen, die die US-Armee im Irak zurücklässt - Stichwort Latrinen -, wird wohl auf den Märkten auftauchen. (guha DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2010)