Wien - Mädchen und Buben sollten in getrennten Klassen unterrichtet werden, wenn es um naturwissenschaftliche Fächer wie Mathe oder Physik geht. So melden sich Schülerinnen nach der achten Schulstufe eher für eine HTL an, wenn sie vorher in Klassen mit einem hohen Mädchenanteil waren. Das haben Nicole Schneeweis und Martina Zweimüller vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie herausgefunden. Die Schulwahl wirkt sich schließlich auf die Berufsausbildung sowie Job und Einkommen aus, erklärte Schneeweis gegenüber der APA.

Für die Untersuchung haben die beiden Autorinnen die Daten von 19 Jahrgängen in Linz zwischen den Jahren 1988 und 2006 herangezogen. Zur Verfügung standen die Registerdaten aller Linzer Kinder. Man beschränkte sich dabei auf Mädchen in Hauptschulen, denn wie sich herausstellte, bleiben über 80 Prozent der Gymnasiasten nach der achten Schulstufe an der AHS.

"Wir haben uns angeschaut, wie sich der Anteil der Mädchen in der fünften bis achten Schulstufe auf die Wahl des Schultyps in der neunten Stufe auswirkt", erklärte Schneeweis. Das zentrale Ergebnis: Ein höherer Mädchenanteil in der Klasse führt dazu, dass die Mädchen dann eher einen männlich-dominierten Schultyp wie die HTL als etwa eine HBLA wählen. Die Erhöhung des Mädchenanteils in einer Klasse um elf Prozentpunkte, zum Beispiel von 50 Prozent auf 61 Prozent, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein männlich dominierter Schultyp gewählt wird um 4,8 Prozentpunkte. "Das ist ein signifikanter Unterschied. Das Ergebnis ist robust, es hält auch Placebotests stand", meinte Schneeweis.

Die Wissenschafterin verwies auf bereits bekannte Literatur, wonach sich Mädchen in reinen Mädchenklassen eher für Mathematik und Naturwissenschaften interessieren. Eine mögliche Erklärung hierfür: Wenn keine oder weniger Buben in der Klasse sind, entwickeln Mädchen mehr Selbstbewusstsein in Fächern, die als nicht typisch für ihr Geschlecht gelten. "Das ist ein Erklärungsansatz. Hinzu kommt auch das Verhalten der Lehrer und das Klassenklima, denn männliche Schüler erhalten mehr Aufmerksamkeit, da sie lauter sind und häufiger aufzeigen." Schneeweis zieht ein Resümee: "Um Mädchen in der freien Berufswahl zu fördern, könnte man eine Trennung in manchen Schulfächern überlegen. Eine gänzliche Trennung auf Schulebene würde ich aber nicht empfehlen."

Einkommensunterschiede bleiben

Während sich die Beschäftigungsquoten von Männern und Frauen inzwischen annähern, sind die Einkommensunterschiede weiterhin vorhanden, heißt es in der Studie. Eine Erklärung hierfür ist in der unterschiedlichen Berufswahl der Geschlechter zu finden. Während Männer eher prestigeträchtige, gut bezahlte Jobs mit viel Macht ausüben, landen Frauen oftmals in den viel schlechter bezahlten Dienstleistungs- und Sozialberufen. Der Grundstein für das Berufsleben und somit das Einkommen werde aber schon viel früher, mit der Wahl des Schultyps, gelegt. Die Untersuchung wurde im Vorjahr durchgeführt und soll in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. (APA)