Ernst H., der beste Freund von Natascha Kampuschs Entführer, Wolfgang Priklopil, ist im Wiener Straflandesgericht vom Vorwurf der Begünstigung freigesprochen worden. Richterin Minou Aigner sah es als nicht erwiesen an, dass H. seinen Bekannten durch eine mehrstündige Autofahrt, als bereits nach Priklopil gefahndet worden war, vom Zugriff der Polizei bewahrt hat. Priklopil habe offenbar nicht vorgehabt zu fliehen, sondern noch eine Aussprache gesucht.

Der Vater von Natascha Kampusch, Ludwig Koch, war mit dem Urteil nicht zufrieden. "Natürlich bin ich nicht glücklich, er hat sich schon so oft abgeputzt", sagte er. Natascha Kampusch selbst hat sich am Montag nach dem Freispruch erfreut über den Abschluss des Prozesses gezeigt: "Ich bin erleichtert, dass auch dieses Verfahren zu einem Abschluss gekommen ist. Es ist nicht einfach, immer wieder von dritter Seite zu erfahren, wie meine Gefangenschaft abgelaufen sein sollte", äußerte sich die 22-Jährige.

"Ich hoffe, dass die Mittäter-These nun endgültig verworfen wird, sofern sich nicht wirklich stichhaltige Hinweise dazu finden sollten," betonte das Entführungsopfer. "Demnächst kann sich jeder Interessierte selbst ein Bild davon machen, wie ich die Gefangenschaft erlebt habe." In gut einer Woche erscheint Natascha Kampuschs Autobiografie "3096 Tage", indem die junge Frau auf 220 Seiten von ihrem Schicksal erzählt.

Wolfgang Priklopil hatte am 23. August 2006 seinen Freund Ernst H. verständigt, nachdem Natascha Kampusch geflohen war. Gemeinsam fuhren sie in dem Auto von H. mehrere Stunden durch Wien. Währenddessen soll der Entführer gegenüber seinem Freund eine Art "Lebensbeichte" abgelegt haben. Die Staatsanwaltschaft sah in dieser Fahrt den Vorwurf der Begünstigung. (APA)