Bild nicht mehr verfügbar.

Oracle-CEO Larry Ellison

Foto: AP

Der US-amerikanische Software-Riese Oracle ist für seine Entscheidung, Google wegen angeblicher Patentverletzungen in Android zu verklagen, heftig kritisiert worden. Adobes Dave McAllister nannte den Konzern die neue "Achse des Bösen". Douglas Lea von der the State University of New York meint jedoch, dass es nicht um gute und böse Unternehmen gehe, sondern um Kontrolle, wie er der New York Times (NYT) erklärte.

"Keine guten und bösen Unternehmen"

Lea ist Mitglied des Java Community Process, in dem Features und Standard von Java definiert werden. Es gehe um zwei Unternehmen, die unterschiedliche Open Source-Ansätze verfolgen. Oracle auf der einen Seite sei ein traditionelles Software-Unternehmen, das Geld mit dem Verkauf von Software-Lizenzen verdiene. Es unterstützt Linux nur, um die Hardware- und Softwarekosten für die Nutzer seiner Datebank-Software zu reduzieren, mit der das Unternehmen sein Geld verdient. Adobes McAllister kritisierte zuvor, dass Oracle Open Source als Cash Cow sehe. Das Unternehmen hat auch angekündigt, OpenSolaris ohne die Community weiterzuentwickeln. Google, auf der anderen Seite, setzt auf kostenlose Services und Android als offene Plattform und verdient sein Geld mit Anzeigen.

Lizenzen um Millionen

Kent Walker, Chef von Googles Rechtsabteilung, sieht Oracles Klage als Versuch, stärkere Kontrolle über Java zu erlangen. Der Schritt richte sich nicht alleine gegen Google, sondern gegen die gesamte Open Source Java-Community, kommentierte Google zuvor. Oracle hat die Rechte an den entsprechenden Patenten erst mit der Übernahmen von Sun erhalten. Für einige Kritiker steht daher fest, dass der Konzern Sun nur wegen möglicher Klagen übernommen hat. Google habe zwar mit Sun mehrere Jahre über die Lizenzierung der Java Micro Edition für Handys verhandelt, konnte jedoch keine Einigung erzielen und entwickelte darauf die eigene Java-Engine Dalvik, wie GNOME- und Mono-Entwickler Miguel de Icaza in einem Blog-Eintrag Mitte August schrieb. Die Lizenzvereinbarungen würden einzeln verhandelt und Unternehmen würden sich zu Millionen-Zahlungen verpflichten, erklärte ein in die Verhandlungen involvierter Anwalt gegenüber der NYT, der jedoch anonym bleiben wollte.

"Sun wollte nicht klagen"

"In dem Streit zwischen Oracle und Google geht es in Wirklichkeit um Kontrolle", meint auch John Rizzo von Aplix, einem Mitglied der Open Handset Alliance, welche die Entwicklung von Android forciert, und des Java Community Process. Sun habe sich vor dem Kauf durch Oracle nicht entschieden, Google zu klagen, um die Open Source-Bemühungen des ehemaligen CEOs Jonathan Schwartz nicht zu untergraben, so ein früherer Sun-Manager gegenüber der Zeitung. Schwartz habe gefürchtet, mit Patentklagen im Open Source-Umfeld potentielle Kunden zu vergraulen, die auf freie Software setzen. Nach der Übernahme schied Schwartz im Februar aus dem Unternehmen aus.

Beziehungen zu Apple

NYT-Autor Steve Lohr spielt auch auf die Rolle von Apple in den Patentstreits an. Die Vorbereitungen für die Patentklage gegen Google habe Suns Anwältin Noreen Krall vorbereitet. 2010 sei sie zu Apple gewechselt, das mittlerweile zwei Patentklagen gegen HTC, einer der wichtigsten Triebfedern für Android, fährt. Apple hat sich mit seinen Klagen nicht direkt gegen Google gerichtet, doch dass das Unternehmen aus Mountain View das eigentlich Ziel ist, steht für Beobachter, Google und HTC fest. Oracle-CEO Larry Ellison gilt zudem als einer der engsten Freunde von Apple-Chef Steve Jobs. (red)

Der WebStandard auf Facebook