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Foto: Reuters/Karaba

Auf die rekordverdächtigen Entwicklungen am Anleihenmarkt ist bereits an dieser Stelle hingewiesen worden (Link). In den vergangenen Jahren sind die Anleihenzinsen nach Kreditkrise und Wirtschaftseinbruch deutlich gefallen. In den letzten Wochen hat es viel Aufregung um eine Blase am Anleihenmarkt gegeben. Vom Wall Street Journal über Ökonomen und Anlagestrategen warnen viele vor einer Überhitzung am Anleihenmarkt.

Da hilft es sich die historische Perspektive zu der Frage zu holen. Am Chart links sind die zehnjährigen US-Zinsen seit 1790 ersichtlich. Und es zeigt, dass der Kapitalmarkt heute in einer außergewöhnlichen, aber jedoch nicht einmaligen Situation ist. Wie Doug Kass bemerkt: "The only time that yields have consistently been below current levels was WWII — 1941-44 — and and immediately after, to 1951, when the U.S. enforced a ceiling on yields. Even during the 1930s when the great Depression contracted the economy 25%, deflation drove yields to 2.5-4.0%."

Kein Wunder also, dass Analysten, etwa von der RBC, bereits deutliches Risiko am Anleihenmarkt sehen (FT Alphaville). Doch der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die 1970er und 1980er Jahre eine sehr viel untypischere Phase waren als die jetzige. Also ist die Erwartung einiger Analysten, man müsse mit einem Hochschnalzen der langfristigen Zinsen rechnen (auf über fünf oder mehr Prozent), historisch nicht unbedingt gerechtfertigt, außer die Inflationstreiber schlagen wieder zu, also hohe Rohstoffpreise, hohe Lohnabschlüsse, hohe Geldmengenzuwächse. Die heutige Periode zeigt hingegen, dass die Inflationserwartungen nicht mehr gut verankert sind, und viele Investoren offenbar mit Deflation oder sehr niedrigen Inflationsraten rechnen. Und zu guter Letzt drücken die Notenbanken weiterhin künstlich die langfristigen Zinsen nach unten. Dieser Cocktail dürfte die "Blase" am Anleihenmarkt nachhaltiger machen, als viele glauben.