Denis Scheck

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Keiner kommt der Literatur so nahe wie Denis Scheck. Während Kritiker und Leser immer erst auf das fertige Buch zu warten haben, stöbert der ARD-Büchermann längst schon an verborgenen Quellen herum. Druckfrisch heißt die Sendung in der Sonntagnacht, in der Scheck nach der Sommerpause wieder Baustellenstimmung verbreitet: Scheck ist der Polier auf der Baustelle Literatur.

Wenn Scheck mit rot-weißem Absperrband anrückt, um die Bestsellerlisten auseinanderzunehmen, muss man als Zuseher den Eindruck gewinnen, ohne Schecks OK verließe kein Buch je eine Druckerei.

Ohne Denis Scheck, möchte man meinen, wird in Deutschland nicht gelesen. Oder, schlimmer, würden die Deutschen die falschen Bücher lesen. Scheck, der immer gut gelaunt in seinen knappen Anzügen steckt, erfüllt seine Aufgaben als literarischer Vorarbeiter der Nation mit Geduld und Fleiß. Nur manchmal gönnt er sich einen kurzen Moment des Innehaltens. Wenn Scheck beispielsweise mit Günter Grass ein kurzes Waldstück durchwandert hat, um zu dem mit dem obligatorischen Druckfrisch-Absperrband markierten Drehort zu gelangen.

Wenn Scheck den gealterten deutschen Dichter nicht nur auf die am Wegesrand wachsenden Steinpilze hinweist ("Da ist noch ein zerstörter"), sondern diesen während des Interviews auch noch mehrmals an dessen Liebe zu den Märchen Grimms erinnern muss.

Dann denkt Denis Scheck mit einem wehmütigen Seufzen daran, um wie viel einfacher sein Leben wäre, wenn er sich nicht immer mit diesen Schriftstellern herumschlagen müsste. Wie effizient er arbeiten könnte, wenn er all die Bücher selber schreiben könnte. (Isabella Pohl, DER STANDARD; Printausgabe, 31.8.2010)