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Eurofighter ohne Selbstschutz: Weil diese Komponente fehlt, passt die Software für die Zusatztanks nicht - und ohne Zusatztank muss der Flieger öfter starten und landen, was den Betrieb verteuert.

Foto: APA/Bundesheer

Wien - Die neue Diskussion um den Preis der Eurofighter fördert immer neue Kuriositäten um den Kauf des Abfangjägers zutage. So erfuhr der Standard, dass die aus politischen Gründen ausverhandelten Einsparungen nun mit aufwändigen Nachrüstungen ausgeglichen werden müssen.

Da geht es zum Beispiel um Zusatztanks, die um elf Millionen Euro nachgekauft werden müssen. Ursprünglich waren die Tanks, die eine größere Reichweite der Flugzeuge (beziehungsweise eine längere Verweildauer in der Luft) bewirken sollen, im Angebot enthalten und sollten von Österreich auch bestellt werden.

Abstriche bei Ausstattung

Bei der Neuauflage der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2003 versuchte der damalige Verteidigungsminister Günther Platter allerdings, die Kosten zu senken - und zwar nicht nur durch die Reduktion der Stückzahlen von ursprünglich 24 auf 18 Stück, sondern auch durch Abstriche bei der Ausstattung. Die Zusatztanks galten plötzlich nicht mehr als wichtig und wurden abbestellt.

Der heutige Verteidigungsminister Norbert Darabos versuchte 2007, nochmals die Kosten zu senken und reduzierte auf 15 Flugzeuge. Prompt fand man sich in einer Kostenfalle wieder: Je weniger Flugzeuge eine Luftwaffe betreibt, desto teurer werden die Systemkosten, die auf das einzelne Flugzeug umgelegt werden müssen.

Wer wenig fliegt, fliegt teuer

Dasselbe gilt für die Kosten einzelner Flugstunden: "Je weniger wir fliegen, desto teurer wird es", sagt Oberst Michael Bauer vom Verteidigungsministerium.

Was es kostet, einen Eurofighter eine Stunde in der Luft zu halten, ist nicht einfach mit einer Zahl zu beantworten, versichert Bauer, der zum Thema Eurofighter seine eigene Diplomarbeit geschrieben hat. Am Sonntag hat das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, dass der Preis pro Flugstunde bei 73.992 Euro liege.

Diese in einer Anfragebeantwortung an die deutsche Linkspartei genannte Zahl unterscheidet sich auffällig von den Zahlen, die vom Bundesheer kolportiert wurden. Diese lagen in Größenordnungen von 28.000 bis 33.000 Euro - je nach Zahl der Flugzeuge und den pro Jahr angenommenen Flugstunden.

Stundenpreis: 40.000 Euro

Wenn Mitte 2011 die Einführungsphase des Eurofighters beim Bundesheer abgeschlossen sein wird, rechnet man mit einem Stundenpreis von 40.000 Euro. Im Schnitt wird im künftigen Normalbetrieb jeder Flieger etwa 100 Stunden pro Jahr in der Luft sein. Aber da die Fluggeräte unterschiedlich alt sind, werden die Kosten ebenfalls nur Durchschnittswerte darstellen können.

"Da kommt es halt darauf an, was man alles hineinrechnet", sagt der pensionierte Generalmajor Erich Wolf, ehemals Air-Chief des Bundesheeres: "Theoretisch kann man anteilig auch das Gehalt des Verteidigungsministers dazurechnen."

Teures Drumherum

Tatsächlich werden nach den österreichischen Berechnungen Gehälter und anteilige Ausbildungskosten von Piloten und Technikern, Ersatzteile, Wartung und Treibstoff sowie die Kosten der militärischen Flugsicherung als Systemkosten in die Kosten der Flugstunde hineingerechnet.

Ein neuer Kostenfaktor sind die erwähnten Zusatztanks. 13 Stück davon wurden - um insgesamt elf Millionen Euro - gekauft. Um sie auch verwenden zu können, bedarf es aber eines Software-Updates, das die eingebaute Treibstoffpumpe auch erkennt.

Problem der Software: Sie ist für voll ausgestattete Eurofighter entwickelt worden, nicht für die abgespeckte Version, die unter Darabos bestellt wurde. Und diese verfügt über kein Selbstschutzsystem - das die Software aber als Voraussetzung für einen sicheren militärischen Flugbetrieb ansieht.

Weil die Software bisher noch nicht auf die österreichischen Sonderwünsche (also ohne Selbstschutz) abgestimmt werden konnte, sind die Zusatztanks derzeit noch nicht implementiert. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 31.8.2010)