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Der 50-jährige Täter droht mit seiner Waffe auf einer Straße in Devínska Nová Ves, einem Vorort der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Neben den Todesopfern gab es 14 Verletzte.

Foto: Reuters Slowakei

Mindestens acht Menschen kamen Montagvormittag in Devínska Nová Ves, einem Vorort von Bratislava, beim Amoklauf eines 50-jährigen Mannes ums Leben. Die Zahl der Toten könnte noch steigen, hieß es am Nachmittag vom Rettungsdienst, da mindestens neun Menschen mit Verletzungen in Krankenhäuser der slowakischen Hauptstadt eingeliefert werden mussten. Fünf weitere Verletzte wurden direkt vor Ort behandelt. Unter den Opfern war auch ein Polizeiangehöriger, der Kopfverletzungen erlitten habe, aber in stabilem Zustand sei, wie die Rettung berichtete. Ein dreijähriges Kind sei ebenso getroffen worden, aber außer Lebensgefahr.

Familie in Wohnung getötet

Innenminister Daniel Lipšic und Polizeipräsident Jaroslav Spisiak gaben am Nachmittag und Abend Details zur Bluttat bekannt. Diesen Informationen nach habe der Mann am Vormittag gegen 10 Uhr zunächst sechs vermutlich miteinander verwandte Personen in einer Wohnung im Vorort Devínska Nová Ves erschossen. Nach den Mitgliedern der Roma-Familie tötete er nach Polizeiangaben eine Frau, die auf einem nahe gelegenen Balkon stand. Kurz darauf trieb die Polizei ihn mit einem Großaufgebot in die Enge. Bei der anschließenden Schießerei erlitt ein Beamter einen Kopfschuss.

Danach habe er auf der Straße vor dem Wohnhaus mit einer Maschinenpistole um sich geschossen. Der mutmaßliche Amokläufer soll noch zwei weitere Gewehre bei sich gehabt haben. Der Mann hat sich nach Angaben von Polizeipräsident Spisiak selbst erschossen, als er von der Polizei umzingelt worden war. Augenzeugen berichteten im Fernsehen, dass der Amoklauf auf einer belebten Straße in der Nähe eines Kindergartens und eines Supermarktes erfolgte.

Opfer angeblich Nachbarn

Die Identität des mutmaßlichen Schützen sowie jene der Opfer war der Polizei zunächst nicht bekannt. Der Internetnachrichtendienst aktualne.sk berichtete über Zeugenaussagen, wonach hinter dem Blutbad ein schlichter Nachbarschaftsstreit stecken könne: Die Opfer wohnten demnach in demselben Haus wie der mutmaßliche Täter, ein Stockwerk unterhalb des Mannes. Weitere Augenzeugen gaben an, der Schütze habe auf der Straße sichtlich nach weiteren lebenden Zielen, vor allem auf Balkons und in Fenstern, gesucht.

Staatspräsident Ivan Gašparoviè und Premierministerin Iveta Radièová drückten den Angehörigen der Opfer ihr tiefstes Beileid aus. Die Regierungschefin stand in unmittelbarem Kontakt mit dem Innenminister, der den Schauplatz der Tragödie besichtigt hatte. (Renata Kubicová aus Bratislava/DER STANDARD-Printausgabe, 31.8.2010)