Salzburg - Nicht nur materielle Absicherung, sondern auch Hilfestellungen für eine "nachhaltige soziale Stabilisierung" - mit dieser in Paragrafen gegossenen Zielvorgabe tritt in Salzburg am 1. September die Mindestsicherung in Kraft. Wie vom STANDARD berichtet, sollen im Rahmen der Mindestsicherung Hilfesuchenden auf 18 Monate befristete Beschäftigungsverhältnisse bei Sozialvereinen oder Gemeinden sowie von Sozialarbeitern begleitete "koordinierte Hilfepläne" Einstieg oder Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt ermöglichen.

Erprobt werden sollen die "Hilfe zur Arbeit" und die "koordinierten Hilfepläne" vorerst aber nur im Bezirk Hallein (Tennengau). Möglicher Projektstart ist Jänner kommenden Jahres. Für die koordinierte Hilfe, mit der - laut Erläuterungstext zum Gesetz - Möglichkeiten geschaffen werden sollen, "erforderlichenfalls über Geldleistungen hinausgehenden Unterstützungen im Rahmen eines Gesamtplans anzubieten", gibt es in Salzburg bereits Erfahrungen. 2007 und 2008 wurden im Bezirk Zell am See (Pinzgau) im Rahmen eines Pilotprojektes zwölf Familien mit sozialen Mehrfachproblemen intensiv betreut.

Leistungskürzung droht

Ursprünglich wären 20 Betreuungen vorgesehen gewesen, acht sind aus dem Coaching vorzeitig ausgestiegen. Hauptgrund dafür seien die Mobilitätskosten gewesen, berichtet Projektleiterin Maria Huttegger im Standard-Gespräch. Gerade in den Gebirgsregionen wären die Entfernungen ein Hindernis. Die Fahrtkosten würden vielen Klienten als nicht finanzierbar erscheinen.

Schlussfolgerung aus dem Pinzgau: Für die Teilnahme an der Betreuung sollte ein "finanzieller Anreiz" geschaffen werden. Die aktuelle Salzburger Regelung geht freilich den entgegengesetzten Weg. Wer nicht mitarbeitet, dem drohen Leistungskürzungen.

Das Pinzgauer Projekt hat auch gezeigt: Hilfepläne, in deren Rahmen für die Mindestsicherungsbezieher Wohnraum und Kinderbetreuungsmöglichkeiten gesucht werden aber beispielsweise auch Suchtprobleme bewältigt werden müssen, sind zeitintensiv: Gerade am Beginn der Betreuung seien wöchentlich Termine von bis zu zwei Stunden pro Klient notwendig, so Huttegger.

Für die Erprobung der Hilfepläne im Pinzgau zieht Huttegger letztlich eine positive Bilanz: "Es hat mit sehr viel Aufwand funktioniert." Für alle Hilfesuchenden habe sich die Lebensqualität verbessert. Und: In Summe würden sich die Kosten für die Betreuung sogar rechnen. Von den zwölf vor zwei Jahren noch betreuten Familien würden heute fünf keine finanzielle Unterstützung mehr benötigen. Die verbliebenen fielen in den Bereich der "woorking poor oder bräuchten Beihilfen aufgrund der enorm hohen Wohnungskosten. (neu/DER STANDARD-Printausgabe 31.8.2010)