Nürnberg/Wiesbaden - Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen. Die Arbeitslosenzahl sank im August geringfügig auf 3,188 Millionen und lag damit knapp unter dem Vorkrisenstand im August 2008, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Behörde geht nun fest davon aus, dass im Herbst die Zahl von drei Millionen Erwerbslosen erstmals seit November 2008 wieder unterschritten wird. Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Juli weiter gestiegen.

In den Monaten September bis November sei ein Rückgang um 200.000 bis 300.000 Arbeitslose üblich, sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt: "Wenn Sie die derzeitige Zahl nehmen, kann man - ohne Prophet zu sein - sagen, dass wir irgendwann im Herbst unter die drei Millionen kommen werden."

Die BA warnte aber vor übertriebener Euphorie. Es gebe ein Bündel von Risiken für die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt. "Die bisherige Entwicklung ist stabil, aber wir dürfen nicht übersehen, dass die Lage fragiler ist als in anderen Zeiten des Aufschwungs", sagte Alt. Es gebe nach wie vor erhebliche Risiken in der Weltwirtschaft und in der deutschen Wirtschaft.

Für den Monat August ist eine nur geringe Änderung der Arbeitslosenzahl üblich, weil vielerorts noch Ferien sind. Mit 3,188 Millionen ist es in diesem Jahr die beste August-Zahl seit 1992. Das waren 4.000 Arbeitslose weniger als im Juli und 283.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Monatsvergleich stabil bei 7,6 Prozent.

Verbesserung

Auch unter Herausrechnung der Saison-Faktoren fiel die Zahl nahezu auf das Vorkrisenniveau. Hier errechnete die BA einen Rückgang um 17.000 auf noch 3,193 Millionen Erwerbslose - nur 3000 mehr als auf dem Tiefstand im November 2008.

"Die konjunkturelle Entwicklung hat die Situation am Arbeitsmarkt weiter verbessert", sagte Alt. Die Kurzarbeit verliere an Bedeutung. Im Juni arbeiteten noch etwa 406.000 Beschäftigte aus konjunkturellen Gründen kurz. Das waren 82.000 weniger als im Mai und über 600.000 weniger als im Juni 2009.

Die Entwicklung fällt in den Branchen ganz unterschiedlich aus. Im Vorjahresvergleich verzeichnen vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen sowie Dienstleistungen wie die Zeitarbeit kräftige Beschäftigungsgewinne um 442.000 sozialversicherungspflichtige Jobs. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel gab es dagegen im Vorjahresvergleich noch 159.000 sozialabgabenpflichtig Beschäftigte weniger.

Die Erwerbstätigkeit ist weiter auf dem Weg der Besserung. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, waren im Juli 2010 rund 40,2 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Das waren 141.000 Personen oder 0,4 Prozent mehr als im Juli 2009. Im Mai 2010 hatte die Zahl der Erwerbstätigen um 0,2 Prozent, im Juni 2010 um 0,3 Prozent über dem Vorjahresergebnis gelegen. Zuvor war die Erwerbstätigkeit in Deutschland von Juni 2009 an bis einschließlich April 2010 jeweils niedriger als der Vorjahreswert. (APA/Reuters)