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Das Regenwetter am Festtag des Fiaker-Patrons fördert nicht unbedingt das Geschäft.

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Fiaker-Jürgen sind die Feiern rund um den Heiligen Fiacrius so egal, dass er nicht einmal davon wusste.

Foto: derStandard.at/Bianca Blei

Im Stephansdom fordert Pfarrer Toni Faber: "Ich verstehe nicht, warum die Fiaker schlecht geredet werden, wo sie doch so viel Lebensfreude in die Stadt bringen."

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„Ein Hundewetter ist das", zetert der Mann mittleren Alters, macht seine Jacke zu und stellt sich als „Fiaker-Jürgen" vor. Jürgen steht mit seinem Fuhrwerk am Stephansplatz und wartet bei strömendem Regen auf die ausbleibenden Gäste. Ja, den Tumult vor dem Stephansdom hätte er bemerkt, aber warum da heute so viel los sei, wisse er auch nicht. Dabei sollte das gerade ein Fiakerfahrer wissen.

Immer um den 30. August herum feiert der Dompfarrer zu St. Stephan eine Messe für den Heiligen Fiacrius, dem Schutzpatron der Fiaker, Taxilenker und auch Floristen. Heuer ist es bereits das 27. Fest seiner Art. Auf den Namenspatron angesprochen, murmelt Jürgen nur „I kenn eam ned, aber wenn es ihn gibt, dann würd ich mich schon gern beschützen lassen" in seine dicke Jacke. Und wobei bräuchte ein Fiakerkutscher Beistand vom Patron? „Bei dummen Taxifahrern und blöden Kollegen", ist die Antwort des stämmigen Fiakerfahrers, der über seinen Kommentar selbst lachen muss.

Beim Heiligen Fiacrius

Im Stephansdom machen sich unterdessen die Flaggenträger der Berufsgruppen zum feierlichen Einzug bereit und Dompfarrer Toni Faber begrüßt beinahe jeden Gast persönlich, so auch die Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Ursula Stenzel. Bei seinen Eröffnungsworten bricht Faber dann eine Lanze für die Kutscher: „Ich verstehe nicht, warum die Fiaker schlecht geredet werden, wo sie doch so viel Lebensfreude in die Stadt bringen."

Freude an seinem Beruf hat auch der 47-jährige Jürgen, der eigentlich Bankkaufmann gelernt hat und Filialleiter gewesen ist. „Wenn ich nicht Fiaker fahren würde, dann müsste ich arbeiten gehen", erzählt er und will auch gleich den vielverbreiteten Vorwurf beseitigen, dass seine Tiere in der Stadt leiden würden: „Ich liebe meine Pferde und das nicht nur, weil sie mein Kapital sind." Wie stellt er sich einen typischen Fiakerfahrer vor? „Das muss ein richtiger Mann sein, mit Bauch, Franz-Josef-Bart und im mittleren Alter."

Konkurrenzkampf geringer als gedacht

Im Dom berichtet der Dompfarrer derweil von dem anhaltenden Konkurrenzdruck unter den Fiakern, da sich die 200 Kutschen lediglich 58 Standplätze am Stephansplatz, Heldenplatz, Petersplatz, beim Burgtheater und der Albertina teilen müssten. Davon spürt der „Fiaker-Jürgen" laut eigenen Angaben nur wenig: „Zwar haut man sich unter den Kollegen, salopp gesprochen, schnell einmal in die Goschn, aber nach einer halben Stunde trifft man sich dann wieder auf einen Kaffee."

Schon seit über zwanzig Jahren ist Jürgen als Fiaker-Kutscher unterwegs, davon seit sechs Jahren in Wien. An der Hauptstadt reize ihn vor allem, dass seine Gäste aus so vielen verschiedenen Ländern kämen und sich von ihm für zirka eine halbe Stunde „G'schichtln drucken lassen". Was seine Lieblingsgeschichte sei? „Das ist einfach", antwortet Jürgen. „Haben Sie gewusst, woher der Schottenring und das Schottentor den Namen haben? Daher, dass im 12. Jahrhundert Iren nach Wien kamen und den Bewohnern halfen. Irland nannte man damals Scotia Maior und weil die Wiener das nicht aussprechen konnten, wurden aus den Iren einfach Schotten." (Bianca Blei, derStandard.at, 31.8.2010)