Frankfurt - Die millionenschweren Transfers von Jose Manuel Jurado, Klaas-Jan Huntelaar, Gylfi Sigurdsson und Mauro Camoranesi kurz vor Torschluss haben die Ausgaben zwar auf 157,8 Millionen Euro in die Höhe getrieben, die Wirtschaftskrise hat aber auch die deutsche Bundesliga zu einem Sparkurs gezwungen. Kurz vor dem Ende der Wechselperiode am Dienstag um Mitternacht wurde der Ausgabenrekord aus dem Vorjahr (216,4 Millionen Euro) um 58,6 Millionen Euro verfehlt.

Den Investitionen in neue Spieler standen zudem Transfererlöse in Höhe von 134,2 Millionen Euro gegenüber. Letztendlich haben die 18 Vereine also lediglich 23,6 Millionen ausgegeben. Durch den sicher scheinenden Transfer von Zvjezdan Misimovic vom VfL Wolfsburg zu Galatasaray Istanbul (8,5 Millionen) wird sich diese Summe sogar noch erheblich verringern. Die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt ist die logische Konsequenz aus der vergangenen Saison, in der die Hälfte der Klubs rote Zahlen schrieb.

Auch im Europavergleich können die Deutschen als Sparmeister gelten. In der englischen Premier League wurden beispielsweise 389,3 Millionen Euro ausgegeben, was zu einem Transferdefizit von 235 Millionen geführt hat. Manchester City hat alleine fast so viel Geld überwiesen wie die gesamte Bundesliga (153,5 Millionen). Die Klubs der Serie haben 270,9 Millionen (ein Minus von 2,2 Millionen) investiert. In der Primera Division wurden Spieler im Wert von 254,8 Millionen (ein Minus von 6 Millionen) verpflichtet.

Vizemeister Schalke scheint dies allerdings nicht sonderlich beeindruckt zu haben. Die Königsblauen leisteten sich im Schlussverkauf den Niederländer Huntelaar (AC Mailand/14 Millionen), den Spanier Jurado (Atletico Madrid/11 Millionen) und den Franzosen Nicolas Plestan (OSC Lille).  Trotz seiner Schlussoffensive kam der FC Magath nicht ganz an Wolfsburg heran. Die Niedersachsen, die den unter anderem Diego für 15,5 Millionen Euro in die Bundesliga zurückholten, haben 38,9 Millionen investiert. Das satte Transferminus von 25 Millionen Euro kann sich der Klub mit dem VW-Konzern im Rücken offenbar leisten. Schalke investierte 34,6 Millionen Euro und muss trotz der Verkäufe von Heiko Westermann (Hamburger SV/7,5 Millionen) und Rafinha (FC Genua/9 Millionen) mit einem Minus von 17,5 Millionen leben.

Im Gegensatz zu Wolfsburg und Schalke hat Rekordmeister Bayern München entgegen früherer Gepflogenheiten nicht einen Cent in neue Profis gesteckt. "Ich brauche keine neuen Spieler", hatte Trainer Louis van Gaal oft genug betont. Durch den Verkauf von Georg Niedermeier (VfB Stuttgart/3,5 Millionen) und Jose Sosa (SSC Neapel/4 Millionen) haben die Bayern sogar 7,5 Millionen Gewinn gemacht.

Ein noch größeres Plus als Bayern verzeichnete 1899 Hoffenheim. Hauptverantwortlich dafür war der dritt-teuerste Export der Bundesliga-Geschichte. Allerdings investierten die Hoffenheimer einen großen Teil der 20 Millionen Euro, die der russische Meister Rubin Kasan für den Brasilianer Carlos Eduadro überwiesen hat, gleich wieder. Der vom englischen Zweitligisten FC Reading geholte Sigurdsson kostete 5,2 Millionen, für Sebastian Rudy vom VfB Stuttgart waren 4 Millionen fällig. Am Ende steht dennoch ein Plus von 11,6 Millionen - kein anderer Bundesligaklub hat im Sommer so gewinnbringend auf dem Transfermarkt gearbeitet.

Die Verantwortlichen des sechsmaligen spanischen Meisters FC Valencia können über diese Summe allerdings nur müde lächeln. Der Klub hat ein Transferplus von sage und schreibe 83,6 Millionen Euro erwirtschaftet. Bedanken muss sich Valencia vor allem bei Meister FC Barcelona. Die Katalanen überwiesen allein 40 Millionen für Weltmeister David Villa. Bei 547 Millionen Euro Schulden und einem halbfertigen neuen Stadion war aber auch dieser massive Geldregen aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. (sid/red)