Harald Fidler traf Lucia R. und ihre Anwältin Birgit Kraml.
STANDARD: Sie sind jene Lucia R., deren Bild österreichische Zeitungen als Mordopfer und angebliche Prostituierte veröffentlicht haben?
R.: Ja.
STANDARD: Was haben Sie sich gedacht, als Sie davon erfahren haben, dass österreichische Zeitungen Ihr Bild von Ihrer Facebookseite genommen und in diesem Zusammenhang veröffentlicht haben?
R.: Das war ein großer Schock für mich und meine ganze Familie, ich konnte das nicht fassen.
STANDARD: Wie haben Sie von den Veröffentlichungen erfahren?
R.: Ich kam gerade aus dem Urlaub zurück und war noch am Flughafen, als mich ein Freund angerufen hat: Ein Journalist habe ihn kontaktiert, dass mein Foto in österreichischen Medien veröffentlicht wurde im Zusammenhang mit einem Mordfall, einem Mord an einer angeblichen Prostituierten.
STANDARD: Sie wollen gegen die Medien rechtliche Schritte unternehmen, die Ihr Bild in diesem Zusammenhang veröffentlicht haben?
R.: Ja.
STANDARD: Kann man schon sagen, in welcher Form?
Kraml: Das behalten wir uns noch vor. Wir werden auf jeden Fall gegen diese Medien vorgehen.
STANDARD: Aber von einer Entschädigungsforderung ist auszugehen?
Kraml: Entschädigung sieht das Mediengesetz in einem solchen Fall ja glasklar vor, sowie Gegendarstellung, Widerruf und Unterlassung.
STANDARD: Wie geht es einem, wenn Zeitungen einen als Mordopfer und als angebliche Prostituierte abbilden?
R.: Es verletzt wirklich sehr, wenn das eigene Bild in einem solchen Zusammenhang missbraucht wird. Sowas können nur wirklich unverantwortliche Menschen tun.
STANDARD: Sie oder Ihre Familie haben keine Versuche von den Medien wahrgenommen, Kontakt aufzunehmen, die das Bild veröffentlicht haben? Abgesehen von unseren Versuchen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.
R.: Nein, absolut nicht.
STANDARD: Inzwischen sollen auch in der Slowakei Artikel mit Ihrem Bild in diesem Zusammenhang erschienen sein.
R.: Das ist richtig. Hier wurde aber der Name abgekürzt, nur österreichische Zeitungen haben den Namen ausgeschrieben.
STANDARD: Werden Sie auch gegen die slowakischen Medien vorgehen?
R.: Ja.
STANDARD: Wurden Sie in Ihrem Umfeld schon auf die Veröffentlichungen in Österreich und nun auch in der Slowakei angesprochen?
R.: Ja, man hat mich schon darauf angesprochen.
STANDARD: Ändert diese Erfahrung Ihren Umgang mit Facebook und Social Media insgesamt? Das soll nicht bedeuten: Wer sein Foto in Facebook stellt, muss damit rechnen, dass es missbraucht wird. Aber: Werden Sie Ihre Fotos und Daten weiterhin in der Form online zugänglich lassen?
R.: Ich hätte nicht gedacht, dass einem sowas passieren kann. Aber nach dieser Geschichte werde ich in Facebook nicht mehr unter meinem richtigen Namen auftreten - und mir noch genauer überlegen, was ich ins Internet stelle.