Wien - Der Chef der schwer angeschlagenen Wiener Internetfirma webfreetv.com, Alexander Vogel, will seinen Vorgänger Rudolf Fußi, bekanntgeworden als Initiator des Abfangjäger-Volksbegehrens, verklagen, berichtet das Magazin "Format" in seiner aktuellen Ausgabe. In einem Vorstandsbericht von webfreetv werde der Schritt mit Unregelmäßigkeiten bei der Vorstandsgebarung begründet - es gilt die Unschuldsvermutung. "Konkret geht es zumindest um 70.000 Euro Ansprüche der webfreetv.com gegen den ehemaligen Vorstand", zitiert das Magazin aus dem Papier. Auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) befasst nimmt den Fall nun unter die Lupe.

Fußi: Forderungen nicht eingebracht

Rudolf Fußi hingegen legt in einer Stellungnahme Wert auf die Feststellung, dass er Forderungen in der Höhe von rund 45.000 Euro an webfreetv.com habe und diese aus Rücksichtnahme auf die schwierige Lage des Unternehmens bisher nicht eingebracht habe. Fußi will noch diese Woche Konkursantrag einbringen. Darüber hinaus lässt er wissen, dass er bereits als Zeuge im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien einvernommen wurde.

Die Verdächtigen in dieser Causa, so Fußi: Alexander Vogel, Michael Lielacher, Ex-Vorstand Peter Merschitz und Verantwortliche der Athena Burgenland Beteiligungen AG. Die FMA habe dafür gesorgt, dass aufgrund fortgesetzter Vernachlässigung der Publizitätspflichten die Aktie vom Handel ausgesetzt wurde, verantwortlich sei: Alexander Vogel als Alleinvorstand der webfreetv.com Multimedia Dienstleistungs AG. Vogel habe Fußi im letzten Vorstandsbericht beschuldigt, dass die Handelsaussetzung auf Aktivitäten Fußis zurückzuführen sei. Fußi werde sowohl gegen webfreetv.com als auch gegen Vorstand Vogel unverzüglich Klage einbringen. Fußi: "Vogel ist so was wie Lielachers rechte Hand und soll sicherstellen, dass Lielacher wieder die Aktienmehrheit bekommt. Sie verkaufen sich selbst eine Firma, die Ihnen bzw. Lielacher gehört. Man hat ein erfolgreiches Unternehmen zerstört und versucht nun die Schuld anderen zu geben. Bis dato habe ich lediglich Aussagen im Rahmen der Einvernahmen gemacht, nun werde ich die nie in Abrede gestellten und von Vogel schriftlich anerkannten Ansprüche geltend machen und die Firma in den Konkurs schicken. Ich lasse mich nicht von Konkursanten in Misskredit bringen." In drei Jahren als Mitglied des Vorstandes sei er nie für Konten zeichnungsberechtigt gewesen und konnte somit nicht über das Geld der AG verfügen, alleine deswegen sei Vogels Vorwurf lächerlich "und daher als Akt der Verzweiflung zu sehen, weil der Plan die Firma durch ein zu vermutendes Scheingeschäft nun aufgrund der fehlenden Börsennotiz zunichte gemacht wurde."

Scheingeschäft

Indes soll webfreetv das Unternehmen com-mix-tv übernehmen, eine Firma des ehemaligen Börsengurus Mike Lielacher. Insider sprechen laut Magazin von einem "Scheingeschäft", mit dem Lielacher seinen Einfluss auf webfreetv vergrößern wolle. Vogel weist das zurück. Lielachers Frau Elisabeth ist erst vor kurzem in den Aufsichtsrat von webfreetv bestellt worden.

Die Aktien von webfreetv sind seit Mitte Mai vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt. Im ersten Halbjahr 2010 hat das Unternehmen einen Verlust von 280.000 Euro geschrieben, in der Vorjahresperiode hatte das Minus noch 405.000 Euro betragen. (APA/red)