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Ein Ausverkauf sexistischer Werbung ist nicht abzusehen. Auch der deutsche Werberat muss sich in den Beschwerden vorwiegend mit sexistischer Werbung befassen.

Foto: APA/Bernd Thissen

Berlin - Die Menge an Beschwerden in Bezug auf Werbemaßnahmen im Internet ist sprunghaft angestiegen. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres gerieten 30 Kampagnen in den Fokus von Protesten. Der Web-Anteil machte ein Drittel der kritisierten Kampagnen aus - lediglich noch leicht übertroffen von Außenwerbung mit 34 und TV-Spots mit 31 kritisierten Kampagnen.

"Der Werberat hält den Trend gegenwärtig nicht für besorgniserregend", so Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft. Das Gremium des Werberats hat im Jahr 2009 das System der Beschwerde per Internet vereinfacht. Es sind meist kleine Unternehmen, die Kritik von Internet-NutzerInnen auf sich ziehen und damit als Randphänomene einzustufen sind.

Ebenso verteilen sich einzelne Proteste auf verschiedene Formen der Internet-Marktkommunikation der Wirtschaft wie eigene Seiten von Firmen, Werbeschaltungen in fremden Online-Diensten, Suchmaschinen oder Netzwerken. "Wir befinden uns bei dieser Mediengattung in Sachen Werbung noch in der unteren Problemzone, beobachten die Entwicklung aber sehr genau", erklärt Nickel.

Öffentliche Rüge für werbende Firmen

Insgesamt hatte der Werberat in den ersten sechs Monaten über 157 aus der Bevölkerung kritisierte Werbemaßnahmen zu entscheiden, eine Steigerung um sieben Prozent gegenüber des Vorjahres. Wie erfolgreich KonsumentInnen mit Beschwerden an den Werberat sind, demonstrieren die Ergebnisse der Entscheidungen des Gremiums, das sich in 49 Fällen der Bürgerkritik anschloss.

"32 Kampagnen wurden nach Beanstandungen durch den Werberat eingestellt und zwölf entsprechend der Kritik abgeändert", sagt Nickel. Nur in fünf Fällen musste der Werberat die Medien mit Hilfe einer "Öffentlichen Rüge" auf mangelnde Einsicht werbender Firmen aufmerksam machen und löste damit entsprechende öffentlich geführte Debatten aus.

Sexismus, Alkohol und Gewaltverherrlichung

Im ersten Halbjahr 2010 warf der Werberat vier Unternehmen öffentlich Frauen diskriminierende Werbesujets vor und einer Firma Gewaltverherrlichung. Die Herabwürdigung von Frauen ist mit 41 Prozent an erster Stelle der Kritik an kommerzieller Werbung. Erstmals an zweiter Stelle rangiert mit neun Prozent erstmals die Unterstellung, die Werbung verstoße gegen die Alkohol-Regeln des Werberats. (pte)