Alles anders macht der September. Fußfesseln für Immobilienmakler, Mindestsicherung für unter 18-jährige Solariumbenützer, Gruppenpraxen in der Nacht-U-Bahn - man muss gehörig aufpassen, dass man den Überblick nicht verliert!

Und jetzt auch noch Karl-Heinz Grasser vor dem Staatsanwalt. Neun Stunden lang! Dass seine Befragung nur deshalb so lange dauerte, weil der exeste Lieblingsschwiegersohn der Republik (ex, exer, am exesten - wie denn sonst?) auch zu allen ungeklärten Trickdiebstählen in Wien und Kitzbühel befragt wurde, ist aber nur ein böses Gerücht. Ein Lügenmärchen. Es gilt die Supersauber-Vermutung.

Die Taxler und die Makler führt diese erste Septemberwoche des Zehner-Jahres aber tatsächlich in Teufels Küche - oder zumindest in die Speisekammer. Die einen fühlen sich dort seit Mittwoch um die Hälfte ihres bisherigen täglichen Brots betrogen, die anderen zittern vor der Nacht-U-Bahn wie das Kaninchen vor der Schlange. Branchen-Insider sprechen unverhüllt vom Todesstoß für die beiden Gewerbe.

Wenn sich Makler und Taxler demnächst also in Schwermut üben, müssen wir ihnen dies deshalb unbedingt nachsehen. Löchern Sie bitte Ihren Immobilienmakler, sollten Sie in diesen Tagen mit einem zu tun haben müssen, nicht zwischen Tür und Angel mit Detailfragen wie etwa nach der Heizungsart einer Wohnung. Schmunzeln Sie nicht naseweis, wenn Ihr Taxler plötzlich nur noch Xavier Naidoo hört oder zur britischen Metal-Band Paradise Lost (sic!) mit den Fingern aufs Lenkrad tippt. "Leben ist all der Schmerz, den wir erfahren", heißt es da düster in einem der Songs des Albums "Draconian Times" (1995), das von Trauer, Tod und Katastrophen erzählt sowie von plötzlicher, grundloser Angst.

Wenn Makler und Taxler nun aussterben - was sich nur um Tage, höchstens Wochen handeln kann -, ein gewisser Bodensatz-Bedarf an ihren Dienstleistungen aber noch vorhanden bleibt, dann sollte der Gesetzgeber freilich schleunigst innehalten in dem, was er halt gerade sonst noch so tut. Und sich in Ruhe die zahlreichen Vorschläge anhören. Eine Möglichkeit könnte sein, die beiden Gewerbe künftig zusammenzulegen. Der "Makelfahrer" der Zukunft, kurz "Maxler" genannt, könnte dann mit seinem BMW die Busspur benützen und pro halbem Kilometer Wegstrecke eine Wohnung herzeigen dürfen. Das Taxameter darf er schon beim Türaufhalten einschalten, und jeder 20. Fahrgast bezahlt auch für die 19 vor ihm, auch wenn er nicht Karl-Heinz Grasser heißt. Supersauber, oder? (Martin Putschögl, derStandard.at, 3.9.2010)