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Bildungsausgaben Österreichs im OECD-Vergleich. Quelle: OECD.

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Abschlüsse an Hochschulen und Fachhochschulen im OECD-Vergleich. Quelle: OECD.

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Wien - Höhere Bildung zahlt sich aus - nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für den Staat. Das geht aus der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2010" (Education at a Glance) hervor. Durch höhere Steuer- und Sozialabgaben von Akademikern bleibt dem österreichischen Staat selbst nach Abzug der für ein Studium aufgewendeten öffentlichen Mittel bei Männern ein Nutzen in Höhe von 117.000 US-Dollar (kaufkraftbereinigt, rund 92.000 Euro) - mehr als doppelt so viel, wie der Staat pro Student aufwendet. Die OECD rät deshalb zu Investitionen in die Hochschulen - "selbst wenn dadurch ein Defizit im Staatshaushalt entsteht".

"Erheblicher finanzieller Vorteil"

Laut OECD bringen Investitionen in höhere Bildung einen "erheblichen finanziellen Vorteil". Im Sekundarbereich II (höhere Schulen und Lehre) liegen die Gesamtkosten (direkte Kosten und entgangene Einkommenssteuer) für die öffentliche Hand in Österreich bei rund 48.000 Dollar pro Schüler, der Gesamtnutzen (z.B. durch höhere Einkommenssteuer) für die öffentliche Hand bringt dagegen bei Männern 130.000 Dollar (Frauen: 84.000 Dollar). Zieht man vom Gesamtnutzen noch die staatlichen Kosten für das Studium ab, bleibt unter dem Strich ein Nettonutzen für das Land von 81.000 Dollar (Männer). Bei Frauen liegt der Gesamtnutzen deutlich niedriger, dadurch beträgt auch der Nettonutzen nur 36.000 Dollar. Im OECD-Schnitt liegt der Nettonutzen einer Sekundarausbildung bei 36.000 Dollar (Männer) bzw. 29.000 Dollar (Frauen).

Noch klarer ist das Bild bei den Hochschulen: Hier stehen staatlichen Gesamtkosten von 56.000 Dollar pro Student ein Gesamtnutzen von 173.000 Dollar (Männer) bzw. 122.000 Dollar (Frauen) gegenüber, der Staat verdient damit an jedem männlichen Hochschulabsolventen 117.000 Dollar, an jeder Akademikerin 67.000 Dollar. Im OECD-Schnitt beträgt der Nettonutzen 86.000 Dollar (Männer) bzw. 52.000 Dollar (Frauen).

Motivation zur Ausweitung

Für die OECD könnte dieser hohe staatliche Nutzen "die Regierungen stark zur Ausweitung des Tertiärbereichs motivieren". Staatliche Investitionen in das Bildungssystem, insbesondere in den Tertiärbereich, seien "selbst dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn dadurch ein Defizit im Staatshaushalt entsteht. Die Ausgabe von Staatsanleihen zur Finanzierung dieser Investition wird sehr gute Erträge bringen und so langfristig die Staatsfinanzen stärken", heißt es in der Studie. Aufgrund des hohen privaten Investitionsaufwands für eine Hochschulbildung sei es "sehr wichtig, Studiendarlehen leicht zugänglich zu gestalten, um sicherzustellen, dass diese Investition nicht an mangelnden Mitteln scheitert".

Auch wenn es ums eigene Bankkonto geht, zahlt sich Bildung aus: So liegen laut OECD die Einkommen von Uni- und Fachhochschul-Absolventen in Österreich bei den 25- bis 64-Jährigen um rund 80 Prozent (Männer) bzw. 70 Prozent (Frauen) über jenen der Absolventen des Sekundarbereichs II. Im OECD-Schnitt beträgt der Unterschied 70 Prozent (Männer) bzw. 65 Prozent (Frauen). Konkret bedeutet das, dass ein männlicher Akademiker in Österreich im Laufe seines Erwerbslebens 381.000 Dollar (Frauen: 264.000) mehr verdient als ein Maturant oder Lehrabsolvent. Selbst nach Abzug aller Kosten bleibt ein Netto-Nutzen beim Gehalt von 158.000 Dollar (Frauen: 85.000).

Bildungsstand wirkt sich entscheidend auf Beschäftigung aus

Entscheidend wirkt sich der Bildungsstand auch auf die Beschäftigungschancen aus: Die Beschäftigungsquoten steigen in den OECD-Ländern von durchschnittlich 73,9 Prozent (Männer) bzw. 50,1 Prozent (Frauen) mit einem Abschluss im Sekundarbereich I (Hauptschule, AHS-Unterstufe) auf 89,8 Prozent (Männer) bzw. 79,9 Prozent (Frauen) mit einem Hochschulabschluss. Noch deutlicher ist der Unterschied in Österreich: Hier steigt die Beschäftigungsquote vom Sekundarbereich I von 66,7 Prozent (Männer) bzw. 50,2 Prozent (Frauen) auf 91,4 Prozent (Männer) bzw. 81,7 Prozent (Frauen) bei einem Hochschulabschluss.

Bildung hat laut OECD aber auch gesamtgesellschaftlich positive Auswirkungen: Je höher die Bildung ist, desto besser stufen die Menschen ihre Gesundheit ein, desto höher ist das Interesse an Politik und desto höher ist das zwischenmenschliche Vertrauen. Österreich liegt hier im OECD-Trend.

Trotz der von der OECD festgestellten großen Vorteile höherer Bildung für den Einzelnen und den Staat stagniert in Österreich in den vergangenen Jahren der Anteil der Personen mit höherer Bildung. Seit 1997 ist der Anteil von Personen, die einen Abschluss in der Sekundarstufe II (Matura und Lehre) besitzen, an den 25- bis 64-Jährigen mit 63 Prozent gleichgeblieben. Allerdings liegt dieser Wert deutlich über dem OECD-Schnitt von 44 Prozent.

Seit 2004 liegt auch der Anteil der Hochschulabsolventen unverändert bei 18 Prozent, 1997 betrug er elf Prozent. Österreich rangiert damit deutlich unter dem OECD-Schnitt von 28 Prozent. Zwischen 1998 und 2008 nahm die Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren mit Hochschulabschluss in Österreich um 3,3 Prozent zu - eine deutlich geringere Wachstumsrate als im OECD-Schnitt (4,6 Prozent). (APA)