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Hilfsbereit und großzügig bei seinen Freunden: Martin Schlaff.

Foto: APA/Roland Schlager

Als im April der Wiener Geschäftsmann Chaim Schlaff in Jerusalem begraben wurde, fehlte sein jüngerer Sohn. Martin Schlaff musste in Israel ein Polizeiverhör zu einer riesigen Korruptionsaffäre fürchten und war schon seit Jahren nicht mehr in das einst geliebte Land gereist. Nun drohen ihm allerdings die Anklage und ein Auslieferungsbegehren an Österreich.

Dabei hat sich der 57-Jährige gegenüber den Söhnen von Expremier Ariel Sharon, denen er 4,5 Millionen Dollar überwiesen haben soll, nicht anders verhalten als gegenüber anderen mächtigen Freunden: charmant, loyal und sehr großzügig. Seine engen Kontakte zur Politik in Österreich, Israel und arabischen Staaten - quer durch alle politischen und nationalen Lager - verhalfen ihm zu einem Milliardenvermögen. Und stets war Schlaff ebenso gefällig, wenn er um Hilfe gebeten wurde.

Als die Bank Austria 1998 wegen Devisengeschäften in Russland am Rande des Kollapses stand, nutzte Schlaff die Moskau-Kontakte seines Freundes Avigdor Lieberman - damals Büroleiter von Premier Benjamin Netanjahu, heute dessen Außenminister -, um eine Rubel-Erholung für einen Tag zu organisieren, die der Bank den Ausstieg ermöglichte. Als sein Freund Helmut Elsner, dessen Bawag Schlaffs gewagte Geschäfte finanzierte, in Fankreich eine Million Euro Kaution benötigte, war dieser gleich zur Stelle. Seine Kontakte zur Gaddafi-Familie halfen bei der Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern und zuletzt bei der Befreiung eines in Libyen verhafteten Israelis. Schon 2001 hatte Schlaff Sharon mit Palästinensern an einen Tisch gebracht und dann davon geträumt, Frieden zwischen Syrien und Israel zu stiften.

Gelernt hat Schlaff das Networking im Osthandel, den sein Vater, ein polnisch-jüdischer Auschwitz-Überlebender, nach dem Krieg in Wien betrieb. In den Achtzigerjahren entdeckte der Sohn die DDR als Geschäftsfeld. Laut bundesdeutschen Vorwürfen soll er illegalen Technologietransfer arrangiert und dabei kräftig geschmiert haben - Schlaff bestreitet das, und alle Verfahren wurden eingestellt. Sein Freund Yitzhak Rabin verhalf ihm 1998 zum Kasino in Jericho, kurzfristig eine Goldgrube. Hunderte Millionen verdiente er als Zwischenhändler für Übernahmen der Telekom Austria in Bulgarien und Weißrussland. Seine großen Spenden für Israel sind versiegt, dafür lässt der in dritter Ehe verheiratete sechsfache Vater jetzt Staatsoper und Salzburg seine Großzügigkeit spüren. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2010)