Computerspiele der neusten Generation mit einem künstlerischem Anspruch haben in der Schweiz ab sofort Chancen auf Fördergeld. Die Kulturstiftung Pro Helvetia, das Bundesamt für Kultur (BAK) sowie die SUISA-Stiftung für Musik haben das Förderprogramm lanciert.

"Die Computerspiele sind die erste populäre Kunstform, die komplett digital und interaktiv angelegt ist", sagte Pius Knüsel, Direktor von Pro Helvetia am Donnerstag an einer Medienkonferenz am Animationsfilm-Festival Fantoche in Baden AG. Das Fantoche ist einer der Partner von "Game Culture". Für den Animationsfilm seien Computerspiele eine "sehr interessante Schnittstelle", sagte Duscha Kistler, künstlerische Leiterin des Festivals.

Computerspiele seien "der kleine Bruder des Films"

Es gebe zahlreiche Gemeinsamkeiten wie Szenarien zu schaffen, Figuren zu entwickeln oder beispielsweise das Storytelling. Computerspiele seien "der kleine Bruder des Films", sagte Nicolas Bideau, Chef der Sektion Film des Bundesamts für Kultur.

Für die erste Runde stehen insgesamt 300.000 Franken (233.300 Euro) zur Verfügung. Das Geld wird je zur Hälfte von Pro Helvetia und dem BAK aufgewendet. Ein Projekt erhält maximal 50.000 Franken, wobei das Gesamtbudget des Spiels nicht über 250.000 Franken liegen darf.

Schweizer Entwickler können bis im im Frühjahr 2011 einen spielbaren Prototyp einreichen. Eine Jury unter der Leitung von Guillaume de Fondaumière, der bei einer französischen Produktionsfirma Computerspiele produziert, vergibt die Beiträge.

Einen Preis von 15.000 Franken vergibt die SUISA-Stiftung für Musik für die beste originale Sound-Komposition. Der Klang von Computerspielen soll "nicht mehr nerven", sagte Urs Schnell, Direktor der SUISA-Stiftung für Musik.

Ziele

Keine Chance auf Fördergelder haben Spiele mit pädagogischer oder therapeutischer Zielsetzung, Werbeproduktionen und Spiele, die die Gewalt verherrlichen oder verharmlosen oder einen pornografischen Charakter haben.

Man suche gezielt den künstlerischen und kulturellen Aspekt, sagte Duscha Kistler vom Fantoche zu den Kriterien. "Game Culture" ist in den kommenden zwei Jahren ein Schwerpunkt von Pro Helvetia.

Dafür wendet die Kulturstiftung insgesamt 1,5 Millionen Franken auf. Das Thema sei "kulturpolitisch wichtig", hielt Direktor Pius Knüsel fest. Pro Helvetia sei auch schon für diesen Schwerpunkt kritisiert worden.

Dies bestätige ihn jedoch auf seinem Weg, sagte Knüsel. Die positiven Reaktionen haben ihn hingegen überrascht. "Noch mit keinem anderen Thema konnte die breite Gesellschaft derart mobilisiert werden", hielt er fest. Es seien zahlreiche Anfragen für Partnerschaften eingegangen. (sda)