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Photovoltaik-Anlagen werden einerseits immer billiger, anderseits handle es sich zumeist um echte dezentrale Selbstversorgung, die auch unabhängig vom Stromnetz erfolge, lobt die E-Control.

Foto: AP/Stache

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Grafik: APA

Wien - Die Kosten für Ökostrom in Österreich werden in den kommenden Jahren weiter steigen. Derzeit zahlt ein Haushalt im Durchschnitt 35 Euro jährlich für die Subvention "grünen Stroms", bis 2015 dürften es knapp 50 Euro sein, schätzt die E-Control. Bis dahin soll nämlich der Öko-Anteil an der heimischen Stromversorgung von elfeinhalb auf 15 Prozent steigen. Heuer kostet allein die Förderung über Einspeiseentgelte gut 350 Mio. Euro, 2011 dürften es durch die Neuanlagen um 20 Mio. Euro mehr sein. Samt Investitionszuschüssen kommt man schon heuer auf 400 Mio. Euro.

Einen Privathaushalt mit einer Stromrechnung von jährlich 600 bis 800 Euro für 3.500 kWh Verbrauch treffen die Ökostrom-Kosten derzeit mit 35 Euro oder etwa 9 Prozent des Energieanteils, der etwa 40 Prozent der Gesamtrechnung ausmacht, rechneten E-Control-Chef Walter Boltz und Ökoenergie-Bereichsleiter Christian Schönbauer am Donnerstagabend vor. Die Marktpreise dürften in den kommenden Monaten stabil bleiben und nicht steigen, schätzt Boltz und verweist u.a. auf das gegenwärtige Gas-Überangebot. Strom für kommendes Jahr koste derzeit ebensoviel wie für die nächsten Wochen.

Kritik an Biogas

Mit 192 Mio. Euro Einspeise-Förderung entfällt gut die Hälfte der heuer 353 Mio. Euro auf feste Biomasse, etwa 52 Mio. Euro sind für Biogas nötig. Hier setzt auch die Kritik des Regulators ein: Biomasse erfordere deutlich mehr Subventionen als Windkraft (heuer 86 Mio. Euro), obwohl der Strom-Output etwa der gleiche sei. Biomasse (Holz) sollte stärker zur Wärmenutzung eingesetzt werden, denn damit ließe sich ein Teil der 900.000 Ölheizungen in Haushalten ersetzen.

Biogas zur Stromgewinnung einzusetzen sei besonders unwirtschaftlich und teils schon heute teurer als Photovoltaik. Für rund 280 Biogas-Anlagen mit 90 MW installierter Leistung dürften in Österreich bisher schon rund 350 Mio. Euro investiert worden sein, mit über 4.000 Euro je kW komme das dreimal so teuer bei Windkraft. Für nur ein Prozent der heimischen Stromversorgung sei eine Agrarfläche von zwei Dritteln der Fläche des Bodensees nötig, so Schönbauer bei der Vorlage des "Ökostrombericht 2010", der auch im Internet abrufbar ist.

Nachholbedarf bei Pumpspeicher- und Laufkraftwerken

Doch auch bei der Windkraft sieht die E-Control Probleme - nicht in Österreich, aber in Europa. Aus Nordeuropa "drücken" immer wieder riesige Windstrommengen nach Süden, ohne dass die hier benötigt würden. Dies führe immer wieder kurzfristig zu "negativen" Strompreisen in Europa. Die heutige Wind-Kapazität von 75.000 MW könnte in den nächsten 10 bis 20 Jahren um weitere 50.000 MW off-shore wachsen. Hier müsse die europäische Politik und die E-Wirtschaft gegensteuern, vor allem in Deutschland, um das Angebot mit dem Bedarf in Einklang zu bringen, sagt Boltz. In Österreich dürften zu den jetzigen 1.000 MW nochmals 500 bis 700 MW (mehr als 200 Anlagen) hinzukommen, vor allem im Burgenland.

Nachholbedarf ortet die E-Control bei heimischen Pumpspeicherwerken, die billigen Windstrom nutzen können. Eine Notwendigkeit, hier die Kraftwerksbetreiber vom Netztarif zu befreien, sieht Boltz nicht, da die so gewonnene Elektrizität ohnedies eine besonders hochwertige sei. Beschleunigt werden sollte zudem der Ausbau von Laufkraftwerken. 

"Positive Entwicklung" bei Photovoltaik

Positiv vermerkt der Regulator die Entwicklung bei Photovoltaik. Einerseits würden die Anlagen immer billiger, und in einigen Jahren könnten die kWh-Kosten schon unter jenen bei Biogas liegen. Anderseits handle es sich zumeist um echte dezentrale Selbstversorgung, die auch unabhängig vom Stromnetz erfolge, betont Schönbauer. Daher sollte man die Eigeninitiative weiter mit Investitionszuschüssen belohnen, wie sie derzeit über den Klima- und Energiefonds (KliEn) vergeben werden. Diese Zuschüsse seien weit effizienter als die Ökostromgesetz-Einspeisetarife.

Gelobt wird, dass sich Österreich bei Photovoltaik den "teuren Weg" Deutschlands erspart hat: Dort entfallen von den gesamten Erneuerbare-Energie-Förderungen von 9 Mrd. Euro etwa 40 Prozent oder 3,6 Mrd. Euro allein auf Photovoltaik, obwohl diese nur 9 Prozent des Ökostroms liefert. (APA)