Spurensicherung vor dem Caritas-Heim in der Mitterstraße in Graz.

Foto: Sicherheitsdirektion Steiermark

Durch die Explosion wurden die Eingangstür, die oberste Platte der zweistufigen Eingangplattform, das Mauerwerk und ein Fahrrad beschädigt.

Foto: Sicherheitsdirektion Steiermark

Unbekannte Täter haben Samstagfrüh im Eingangsbereich des Grazer Asylheimes in der Mitterstraße, gegen das die FPÖ massiv mobilisiert hatte, einen Sprengkörper gezündet. Laut einer ersten Analyse der Spuren am Tatort dürfte es sich bei dem Sprengkörper um einen dosen- oder rohrartigen Gegenstand gehandelt haben.

Die Detonation hätte den Ermittlern zufolge zu einer schweren Verletzung führen können. Teile der steinernen Türschwelle wurden bis zu zehn Meter weit fortgeschleudert. Um etwa 1:40 Uhr früh war eine Betreuerin des Asylheimes durch das Explosionsgeräusch geweckt worden. Beim Nachsehen entdeckte die Frau, dass die Eingangstür, die Eingangsplattform, das Mauerwerk und ein Fahrrad beschädigt waren; sie verständigte sofort die Polizei.

Laut Sicherheitsdirektion Steiermark verletzte sich ein 49-jähriger Georgier, der ebenfalls durch den Knall aus dem Schlaf gerissen worden war, als er nach dem Rechten sehen wollte. Der Mann wurde  ins UKH Graz gebracht, konnte aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden.

Die Ermittlungen der Polizeit laufen nun auf Hochtouren. Der Sprengkörper muss einer umfassenden Analyse unterzogen werden, ein Ergebnis soll es erst in einigen Tagen geben. Derzeit hoffen die Ermittler, doch noch Zeugen zu finden, die Personen oder wegfahrende Autos beobachtet haben. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.

Sprengköper vermutlich selbst gebastelt

"In der Nähe befinden sich aber Großdiskotheken, wir hoffen daher, dass vielleicht doch jemand Personen oder Autos beobachtet hat", erklärte Polizeisprecher Maximilian Ulrich am Sonntag. In Bezug auf den Sprengkörper steht bisher nur fest, dass es sich um einen rohrförmigen, vermutlich selbst gebastelten Gegenstand gehandelt hat, der imstande gewesen wäre, Personen in der Nähe zu verletzen. Die labortechnische Untersuchung der sichergestellten Teile des Sprengsatzes soll noch einige Tage dauern.

Heim fast voll besetzt

Das Asylheim ist derzeit mit 35 Personen fast komplett belegt und wurde 2006 in Betrieb genommen. Ursprünglich war es für allein stehende männliche Asylwerber vorgesehen, seit 2008 werden auch Frauen und Kinder dort untergebracht. Den Bewohnern stehen Einzelzimmern zur Verfügung, ein Betreuerteam kümmert sich rund um die Uhr um die Asylanten.

Grüne: "Durch Computerspiel Hass geschürt"

Die Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Grüne) meinte zu dem Vorfall, "fest steht, dass durch das politische Aufheizen der Stimmung, egal ob durch Computerspiele oder verbal, Hass geschürt wird. Irgendwann geht es dann nämlich nicht mehr um ein Internetspiel, auf ein sogenanntes Spiel folgen Menschen", so Rückert.

Caritas-Präsident Franz Küberl hat sich nach der Detonation vor dem Grazer Flüchtlingswohnheim der Caritas mit einem Verletzten tief betroffen gezeigt. "Die Bewohner des Caritas-Asylheims sind tief erschrocken und verunsichert," so der Präsident. Er hoffe, "dass die Polizei bald Klarheit über die Hintergründe schaffen wird und vertraue ganz der Professionaliät von Polizei und Verfassungsschutz", erklärte Küberl. "Tief betroffen" zeigte sich auch der stellvertretende Bundessprecher der Grünen und steirische Spitzenkandidat Werner Kogler.

Kogler erwartet "klare Worte" vom Landeshauptmann

"Rechte Hetzer" hätten politisch den Boden für das Attentat bereitet, meinte Kogler am Samstag in einer Stellungnahme. Er erwarte nun, dass Landeshauptmann Franz Voves (SP) und sein Vize Hermann Schützenhöfer (VP) "klare Worte" zu dem Attentat finden und "endlich eine Koalition mit den rechten Hetzern ausschließen". "Wenn durch Hetze das gesellschaftliche und politische Klima vergiftet wird, wenn über 'Spiele' Minarette und Menschen eliminiert werden, wird der Boden für solche verabscheuungswürdigen Gewalttaten aufbereitet", spielte Kogler auf die steirische FPÖ an.

Der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz verurteilte den Vorfall und forderte gleichzeitig die FPÖ auf, für Deeskalation zu sorgen. "Wer Moscheen-Spiele sät, wird Bomben ernten. Die Steiermark ist trotz vieler Probleme - auch mit kriminellen Asylwerbern - ein friedliches Land und darf nicht weiter von Chaoten der FPÖ destabilisiert werden", so Grosz. (APA/red)