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Die türkischen Spieler feiern den Einzug ins heimische Basktball-WM-Finale.

Foto: REUTERS/Murad Sezer

Istanbul - Die Basketball-WM 2010 hat ihr "Traumfinale": Nach den USA erreichte am Samstagabend auch die Türkei in einem wahren Krimi das Endspiel. Der Turnier-Gastgeber bezwang Serbien dank eines Korbes in der Schlusssekunde vor 15.000 begeisterten Fans in der Istanbuler Sinan Erdem Arena 83:82 (35:42). Kerem Tunceri war der "Held".

Die Türkei steht erstmals im WM-Finale. Der Kampf um Gold und die Nachfolge Spaniens als Titelträger steigt am Sonntag um 20.30 Uhr. Um 18.00 Uhr spielen Litauen und Serbien um Bronze.

Dass es in dem Semifinale um viel ging, zeigte sich von der ersten Aktion an. Im ohrenbetäubenden Lärm entwickelte sich eine flotte und spannende Partie. Während sich die jungen, dennoch abgebrühten Serben auch nicht vom gellenden Pfeifkonzert in der Arena beeindrucken ließen, das jeden ihrer Angriffe begleitete, wirkten die Gastgeber in einzelnen Aktionen übermotiviert bzw. zeigten Nerven. Serbien ging mit sieben Zählern plus in die Pause.

Am Charakter der Partie sollte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts ändern. Die Gastgeber liefen zumeist einem Rückstand nach. Doch die 15.000 Anhänger peitschten die Heimischen unbändig nach vorne. 3:25 Minuten vor dem Ende war es so weit. Die Türkei ging erstmals seit der Anfangsphase wieder in Führung. Die Arena wurde endgültig zur "Villa Wahnsinn". Als die Serben noch einmal konterten und vier Sekunden vor der Sirene auf 82:81 stellten, schien das "türkische Märchen" zu Ende. Doch dann marschierte Tunceri zum Korb, das Publikum war aus dem Häuschen.

Serbien muss trotz eines überragenden Milos Teodosic (13 Punkte, 11 Assists, 6 Rebounds) ins "kleine Finale". Beste Scorer aufseiten der Türken waren Hidayet Türkoglu (16) und Ömer Onan (14), bei den Unterlegenen Marko Keselj (18), Nenad Krstic und Dusko Savanovic (je 15). 

Duell zweier Ungeschlagener

Zuvor bezwangen die USA Litauen mit 89:74 (42:27). Der Star der jungen NBA-Auswahl war dabei mit 38 Punkten und 9 Rebounds einmal mehr der überragende  Kevin Durant.

Das Duell zweier ungeschlagen ins Semifinale eingezogenen Teams brachte nicht ganz jene Spannung, die man erwarten durfte. Denn die USA übernahmen sehr rasch das Kommando auf dem Parkett. Sie hatten dabei in Durant ihren ultimativen Leader. Der knapp 22-Jährige steuerte im ersten Abschnitt nicht weniger als 17 Punkte zur 23:12-Führung bei. Bei den Balten schienen hingegen die Nerven zu flattern. Vor allem die gefürchteten Distanzwürfe fanden nicht annähernd wie noch zu Beginn gegen Argentinien im Viertelfinale ihr Ziel.

Dass auch der Außenwurf der USA "nicht vorhanden" war, spielte keine Rolle. Zur Pause hieß es plus 15. Durant hatte mit 24 Punkten bis dahin nur drei Zähler weniger als das gesamte Team des Gegners erzielt. Was nach Vorentscheidung "roch", war auch eine solche. Näher als auf zehn Punkte kam der EM-Ausrichter 2011 im weiteren Spielverlauf nicht mehr heran. Die Balten zeigten freilich bis zum Schluss großartigen Kampfgeist.

Neben Durant (neuer persönlicher WM-Punkte-Rekord), der mit verdientem Abgangsapplaus in der Schlussminute bedacht wurde, trugen sich bei den USA auch Lamar Odom (13, dazu 10 Rebounds) und Russel Westbrook (12) zweistellig als Scorer ein. Beste Werfer bei Litauen: Robertas Javtokas (15) und Martynas Pocius (13).

Das Team von Mike "Coach K" Krzyzewski hat nun am Sonntag die Chance, erstmals nach 16 Jahren wieder den WM-Titel ins "Basketball-Mutterland" zu holen. Die USA waren zuletzt 1994 Weltmeister. 1998 und 2006 gab es jeweils Bronze, 2002 im eigenen Land überhaupt nur den enttäuschenden sechsten Rang. (APA)