Graz/Wien - Der Tod des Chef-Ermittlers der Soko-Kampusch, Franz Kröll, der sich laut Polizei Ende Juni auf seiner Terrasse in Graz erschossen habe, weil er "psychische Probleme" gehabt habe, sorgt weiter für Aufregung. Der Bruder des Verstorbenen, Karl Kröll, will aber nicht an einen Selbstmord glauben: "Ich habe mit ihm telefoniert, er wollte übers Wochenende nach Kroatien fahren und hat alles dafür hergerichtet", erzählt er. Der Vorsitzende der Evaluierungskommission im Fall Natascha Kampusch, Ludwig Adamovich, und Grünen-Politiker Peter Pilz sagen, dass der verstorbene Chef-Ermittler nicht an die Einzeltäter-Theorie geglaubt habe - der Standard berichtete.

Zudem wehrt sich Karl Kröll gegen die Darstellung der Polizei, dass er von den Erben angezeigt worden sei, weil er Dinge aus der Wohnung des toten Bruders entwendet habe. "Unsinn", sagt Karl Kröll, "erst als ich einem Beamten vom Innenministerium gesagt habe, dass ich meine Unterlagen dem Pilz geben werde, haben die sofort eine Hausdurchsuchung bei mir gemacht." Er habe den Laptop des Bruders der Staatsanwaltschaft übergeben, auf dem aber schon, bevor er ihn hatte, "vieles gelöscht wurde". Die Brüder hatten Wohnungsschlüssel von einander. Karl Kröll sagt auch, sein Bruder sei im Dienst "massiv gemobbt" worden. (cms, DER STANDARD-Printausgabe, 13.9.2010)