Die "erfundenen Verbrechen" von Nazi-Deutschland, die nur auf "Lug und Trug" basieren, brachten ihn vor Gericht. Und sorgten dafür, das Heinrich N. (Name geändert, Anm.) im Jahr 2004 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu zwei Monaten bedingter Haft verurteilt worden ist. Die Strafe ist verjährt - und heute bringt Heinrich N. Kinder am Rande von Wien das Fußballspielen bei.

Mehreren Eltern des kleinen Vereins im Speckgürtel um die Bundeshauptstadt fiel die Biografie des Twentysomething auf. Und auch, dass ein ebenso wegen Wiederbetätigung verurteilter bekannter Wiener Neonazi seinen Sohn in N.s Gruppe kicken lässt. Beim Verein und dem niederösterreichischen Fußballverband hat man damit "kein Problem". "Es gab bereits eine Elterninformation, wo wir die Angelegenheit auf den Tisch gelegt haben", sagt der Vereinsobmann im Standard -Gespräch. "Der Betroffene hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, das war nicht in Ordnung, aber er ist bei uns in keiner Art und Weise politisch tätig." Die Eltern hätten diese Erklärung akzeptiert, beteuert er. Und dass ein weiterer rechter Recke sein Kind hier trainieren lässt? "Warum sollen wir das jemandem verbieten, uns sein Kind zu schicken?"

Trainer verleugnet Vergangenheit nicht

Heinrich N. leugnet seine Vergangenheit auf Nachfrage nicht. Aber die habe absolut nichts mit seiner jetzigen Tätigkeit zu tun. "Politik spielt bei uns keine Rolle", sagt er. Und warum dann sein Gesinnungskamerad den weiten Weg von Wien auf sich nehme, um seinen Sohn dort spielen zu lassen? "Ja, natürlich kennt man sich. Aber auch da geht es nicht um Politik", wiederholt er.

Beim niederösterreichischen Verfassungsschutz zeigt man sich über den Zufall überrascht, es sei bisher aber auch nichts angefallen. Der Landes-Fußballverband hat an der Angelegenheit kein Interesse, solange keine Beschwerden an ihn herangetragen werden.

In Deutschland sieht man das zumindest bei aktiven Rechtsextremen anders. Bei einem kleinen Verein in Sachsen-Anhalt war erst im August ein Politiker der rechtsradikalen NPD als Jugendtrainer entlassen worden. Der dortige Landessportverband hatte gedroht, Förderungen zu entziehen. Der Verein scheint dennoch in Treue fest hinter dem Betroffenen zu stehen: Anfang September pfiff er als Schiedsrichter ein Freundschaftsspiel der Kinder. (Michael Möseneder, Thomas Rottenberg, DER STANDARD-Printausgabe, 13.9.2010)