Das durch die Zersetzung von Hundekot entstehende Gas wird in der Laterne rechts verbrannt.

Foto: The Park Spark Project

Cambridge/Berlin - Die Idee klingt zunächst anrüchig, hat aber durchaus etwas für sich: Die Nutzung von Hundekot als Grundlage für die Energieherstellung. Das Konzept könnte Teil einer Lösung für das Hundekot-Problem sein, mit dem jede Großstadt zu kämpfen hat. Derzeit landen die Säckchen, in denen Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere entsorgen, meist auf Müllkippen; dort setzen sie bei der Verrottung das Treibhausgas Methan frei.

Das Methan könnte jedoch durchaus im größeren Stil genutzt werden, zeigt ein vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gefördertes Projekt des Künstlers Matthew Mazzotta in einem Hundepark in den USA. Hundekot liefert in seiner Installation das Licht einer Straßenlaterne.

Das "Park Spark Project" tauscht den Abfalleimer durch eine Anlage, in die Hundebesitzer den Mist ihres Vierbeiners werfen. Anaerobe Bakterien machen sich an die Arbeit und zerlegen das Material sowie dessen zersetzbare Tüte. Dabei kommt das Treibhausgas Methan frei. Um dessen Produktion zu erhöhen, drehen die Benutzer der Anlage an einer Kurbel und rühren das Gemisch damit um. Das Biogas wird zu einer Straßenlaterne weitergeleitet und verbrennt dort.

Die Verwendung der Gülle von Schweinen, Rindern sowie von Hühnermist zur Energieerzeugung ist in Europa schon lange Standard. "Diese Abfälle gehören zu den Kosubstraten im Biogasprozess", meint die deutsche Wissenschafterin Ulrike Schimpf vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte der Humboldt-Universität Berlin (IASP). Das IASP hat bereits 2006 im Auftrag der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) das diesbezügliche Potenzial von Hundekot untersucht.

Hohe Aufwand bei der Umsetzung

In Berlin fallen jährlich 20.000 Tonnen Hundekot an. Deren Weiterverarbeitung könnte laut Schimpf zumindest theoretisch funktionieren. Die Entsorgung der Säckchen in speziellen Behältern müsste dafür allerings sichergestellt sein, was viel Überzeugungsarbeit bei den Hundebesitzern erfordert. Zudem kommt die Hürde der Logistik. "Ein Problem ist auch die Reinheit. Entsorgte Säckchen enthalten nicht nur Hundekot, sondern oft auch Verunreinigungen wie Sand oder Laub. Durch Staubsaug-Geräte entfernte Häufchen werden mit einer Löseflüssigkeit behandelt, welche den Methanertrag vermindern kann."

Schließlich gilt es auch die rechtlichen Erfordernisse der Hygiene zu berücksichtigen. "Hunde sind Allesfresser, im Gegensatz zu den Tieren, deren Abfälle man bereits verarbeitet. Infolge dessen kann eine höhere potenzielle Belastung mit Krankheitserregern vorhanden sein. Für die Hundekotverwertung ist demnach eine Hygienisierungsstufe erforderlich, welche einen zusätzlichen Energieaufwand erfordert", so Schimpf.

Lebensmittel-Kühlung per Hundekot

Mit einer Umsetzung der US-Idee in größerem Maßstab ist somit zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen. Das ist auch nicht beabsichtigt. "Ich möchte kein neues Geschäftsmodell etablieren, sondern die Menschen zum Nachdenken bewegen und die Diskussion über Technologie in neue Richtungen lenken", so der Erfinder Matthew Mazzotta. Dennoch will er noch einen Schritt weiter gehen. Künftig sollen auch Wägen mit Hundekot betrieben werden, mit denen Straßenhändler in den Parks Nahrungsmittel verkaufen. (red/pte)