"Slow Food" ist eine Bewegung, die ihren Ursprung in Italien hat, sich in den letzten Jahren aber längst über die Grenzen unseres südlichen Nachbars hinausentwickelte. "Es geht um die Entschleunigung vom Alltagsstress, die natürlich bis zum Essen reicht", erklärt Irene Pöhl und fügt hinzu: "Eben einfach Slow Life".
Neben einer Entschleunigung geht es vor allem um das bewusste Essen und Genießen. Frau Pöhl hat ihren Stand seit 32 Jahren am Kutschkermarkt im 18.Wiener Gemeindebezirk. Die Slow Food Initiative und die dazugehörigen Produkte gibt es aber erst seit einem Jahr am Kutschkermarkt.
"Maggies Genussgalerie" befindet sich ebenso am Kutschkermarkt und gehört auch der Slow Food Bewegung an. Die Inhaberin Maggie Kolb versteht unter Slow Food "das Erhalten von Dingen" und eine Rückkehr zum Ursprung: "Wir treffen Leute, die ihre Waren noch selbst produzieren, wir wissen woher sie kommen".
Die rote Schnecke ist das weltweite Slow Food Logo und der ideale Repräsentant für das Motto: Ruhe und Langsamkeit. Gegen das hektische Treiben des Alltags, für einen bewussteren Lebens- und Ernährungsstil und mehr Sinnlichkeit. Das bedeutet mehr Bewusstsein für Qualität, Geschmack und Aromen.
In Österreich gibt es derzeit ungefähr 1000 Mitglieder der Bewegung, die kleinere Betriebe und Gastronomen unterstützen will. Die Lebensmittel sollen gut und fair produziert werden - auf regionale Vielfalt wird besonderer Wert gelegt.
Die Produkte müssen aber nicht alle ausschließlich biologisch hergestellt werden um in die Bewegung aufgenommen zu werden. "Wenn etwas Bio ist, denkt man sofort an österreichische Bauern. Wenn man Slow Food hört, denkt man aber an die ganze Welt", sagt Frau Kolb.
Die beiden Damen wissen, was sie von anderen Händlern unterscheidet: "Slow Food bedeutet viel persönlicher Einsatz, das Wissen um den Hintergrund der Produkte". Frau Kolb betont: "Das Handwerkliche ist die Prämisse!".
Um die Bewegung einer breiteren Masse bekannt zu machen, veranstalten Frau Pöhl und Frau Kolb jeden zweiten Samstag Slow Food Verkostungen. Zu diesen laden sie Produzenten ein, die ihre Produkte vorstellen und neugierige Marktbesucher über das Konzept informieren. Daneben gibt es auch Slow Food Veranstaltungen, wie den "Genusspfad" am 07. Oktober - heuer unter dem Motto "Ernte gut, alles gut".
Aber auch das "Slow Life" gelingt nicht auf Anhieb. Als sich ein Gast hastig ein Weckerl in den Mund steckt und sich verschluckt, lächelt Frau Pöhl und meint: "Jaja, Slow, das ist ein Lernprozess".

Die Slow Food Initiative gibt es in Wien übrigens auch auf dem Naschmarkt und dem Karmelitermarkt. Dort präsentieren Slow Food Produzenten jeden Samstag ihre Waren und laden zu einer Genussreise ein. (Nina Grünberger, derStandard.at, 17.09.2010)