... mühelos auch den "Spiegel" ab. Der eisige Weg zum Himmel - 50 Jahre Erstbesteigung des Mount Everest ist die dieswöchige Titelgeschichte des deutschen Magazins. Ziemlich dürftig, im Vergleich zu dem, was das österreichische Blatt am Sonntag dagegen halten konnte: Die "Krone" auf dem Gipfel des Mount Everest.

Fairerweise erwähnt auch die "Krone" eher nebenbei: Vor 50 Jahren standen Hillary & Tenzing als Erste auf dem Gipfel. Aber nicht nur in der Politik, auch in der Alpinistik weiß sie das Unwichtige vom Wichtigen zu scheiden: Und es ist 25 Jahre her, seit es mit dem Grazer Robert Schauer der erste Österreicher schaffte - schließlich bedeutete seine Leistung weit mehr als eine simple Erstbesteigung. Neben ihm wehte damals auch der "Krone"-Wimpel auf dem höchsten Punkt unserer Erde. Die Verschandelung des Himalaya hat früher begonnen, als viele vermuten.

Was bedeutet das schon bei einem welthistorischen Rekord, wie ihn nur ein Österreicher aufstellen konnte? Am 3. Mai 1978 wurde aber auch "Krone"-Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal flatterte auf dem Gipfel der Wimpel einer Tageszeitung - nämlich unserer! Wolfgang Nairz hatte das textile Symbol mitgetragen und auf 8848 Metern entrollt. Das Titelfoto der Sonntagsausgabe zeigt, wie sich die Zeiten seither geändert haben. Dass sich auf dem dicken Daunenzeug der beiden Gipfelstürmer nicht ein einziges "Krone"-Logo findet, könnte heute nicht mehr passieren.

Das Blatt weiß aber nicht nur bedeutende Jubiläen der Menschheitsgeschichte mit unvoreingenommenem journalistischen Anstand zu feiern, es verfügt auch über hellseherische Gaben, die jeder mit den politischen Neigungen des Herausgebers nicht Vertraute glatt für überirdisch halten würde. Schon am Sonntag wussten die Redakteure beim Dichten der Montagausgabe: 500.000 stecken heute im Stau: Riesenzorn über Lkw-Blockade!

Soviel vorauseilendes Einfühlungsvermögen ist nicht jeder Redaktion gegeben, aber so ist es nun einmal: Volkszorn braucht hier keinen anderen Anlass, als dass Cato ihn verkünden lässt. Jedenfalls keinen wirklichen, wie der ruhige Verkehrsverlauf am Montag zeigte.

Was aber wiederum nicht heißt, man hätte nicht sorgfältig in die Zukunft recherchiert. Wenn die Lkw-Kolonne im Schritttempo durch die Bundeshauptstadt rollt, dann bricht im Frühverkehr die Stau-Hölle los: 160.000 Autofahrer, fast allesamt Arbeitnehmer oder -geber. Pendler, Angestellte, Botenfahrer, Taxilenker - Gefangene in einer absichtlich verursachten Kolonne. Von der Südautobahn bis nach Stockerau, Tausende Autofahrer und eine einzige Frage: Ist es das alles wert? Vom wirtschaftlichen Schaden ganz zu schweigen. Sogar das Pärchen Peter und Claudia erhielt ein Foto und den Satz: "Ein Schaden in Millionenhöhe!" Dass die Stau-Hölle nicht losbrach, spricht nicht gegen die Berichterstattung des Blattes. Es müsste nun nur ehrlich zugeben: "Krone"-Bericht rettete Österreich vor dem Chaos!

Vor einer anderen großen Gefahr, die im Zusammenhang mit Cato dem Lande drohen könnte, versuchen die Fellner-Medien zu warnen: Die haben gerade Ferrero-Waldner-Wochen. "Woman", das Frauenblatt zur Förderung des Machismus, schrieb in einem Porträt kategorisch von Benitas Weg an die Spitze und belegte dies mit ihrem Abschneiden in der jüngsten Meinungsumfrage, ohne die Latte all zu hoch zu legen: Da überflügelte sie sogar Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Sachen Glaubwürdigkeit.

Also KHG an Schönheit zu übertreffen, das wäre eine politische Leistung, die - Volk, begnadet für das Schöne - jeden Interessenten für die Hofburg qualifizierte. Sogar an Esprit, wenn es sein muss, obwohl das Vorhandensein eines solchen nicht gerade als déformation professionelle österreichischer Staatsoberhäupter gilt. Aber an Glaubwürdigkeit? Das schafft sogar Herbert Haupt, wenn er sich einen HaHa-Button ans Revers steckt.

Eiserner Wille, viel Ehrgeiz und noch mehr Disziplin haben die Juristin "nach oben gespült", schreibt "Woman" von "Format" ab. Sollte Ferrero-Waldner der Einzug in die Hofburg gelingen, wäre damit eine der sagenhaftesten Karrieren des Landes gelungen: von der Möbelstoff-Verkäuferin zur tatsächlich ersten Frau im Staat. Tadelloser Ruf sogar bei einer ehemaligen Kommilitonin aus Studentenzeiten: "Die Benita war schon damals sehr gepflegt, hat auf gutes Benehmen Wert gelegt."

Den Gugelhupf für Dichand, wenn er auf einen Kaffee vorbeischaut, würde sie natürlich selber backen. Und seit sie für Dichand bei Kofi vorbeischaute, kann "NEWS" gefahrlos enthüllen: Die Favoritin für die Krone. (DER STANDARD; Printausgabe, 29.4.2003)