Frankfurt/Düsseldorf/Berlin/Moskau -

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ):

"US-Verwalter Jay Garner schwärmt von einer Regierung, die dem ethnischen und religiösen Mosaik der irakischen Gesellschaft gleicht. Bisher sind die Mosaiksteine jedoch nur chaotisch zusammengewürfelt, ohne dass ein neues Muster daraus entstanden ist. Das Chaos in der Nachkriegsverwaltung hat offenbar auch damit zu tun, dass sich amerikanische Offiziere und Beamte nicht einigen konnten, wem sie den Vorzug geben. (...) Auch die Briten tun sich schwer, in den von ihnen besetzten Provinzen Basra und Maysan geeignete Iraker zu finden. Selbst im Norden, der schon unter Saddam Husseins Herrschaft weitgehend eigenständig war, kommt der Aufbau einer neuen Verwaltung nur schleppend voran. Die beiden größten kurdischen Parteien KDP und PUK wollen auf keinen Fall etwas von der Macht verlieren, die sie sich blutig erkämpft haben."

"Handelsblatt":

"Noch ist ein Konflikt zwischen den beiden großen islamischen Strömungen (Schiiten und Sunniten) nicht programmiert. Zumindest nicht auf der obersten Ebene. Dafür eben Einigkeit: etwa in der klaren Ablehnung der amerikanischen Besatzung: Auch wenn sie Saddam gestürzt haben, sie sind Invasoren. (...) Sosehr Schiiten und Sunniten den Sturz des Tyrannen begrüßen, so wenig wollen sie eine amerikanische Besetzung."

"tageszeitung" (taz):

"Nur äußerlich kommt Jay Garner hemdsärmlig daher: Der amerikanische Ex-General, der den Wandel des Irak zu einer freiheitlichen Demokratie in die Wege leiten soll, versteht es sehr gut, sich seinen irakischen Gesprächspartnern nicht als Besatzer zu präsentieren. Das zweite Treffen Garners mit irakischen Vertretern machte dies deutlich. (...) Der Ansatz ist richtig: Zuerst einmal in kleineren Konferenzen Vertrauen schaffen, auf einer größeren Konferenz dann den Grundstein für die freie Wahl einer Interimsregierung legen. Wie der Irak der Zukunft aussehen wird, dürfte sich dabei langsam und behutsam herauskristallisieren. Aber ein Gelingen des Wandlungsprozesses wird von der Bereitschaft Washingtons abhängen, den Irakern nichts gegen ihren Willen aufzuzwingen.

"Iswestija":

"Jay Garner versucht zu begreifen, was die Iraker wollen. Zum Treffen mit dem US-Verwalter kamen weder die Islamisten noch die Kurden. Kommunisten wurden überhaupt nicht eingeladen. Amerika hat mit dem Aufbau eines neuen Irak begonnen. Für die Wiederherstellung der Infrastruktur im Land werden sie wohl auf ausländische Hilfe zurückgreifen. Doch die politische Neugestaltung wird ganz allein eine Angelegenheit der USA bleiben...". (APA/dpa)