Die mexikanische Tageszeitung "La Jornada" bat den "máximo líder" zum Abschluss einer Artikelserie über die Verfolgungsgeschichte der Roma um einen Kommentar. Der Wunsch wurde erhört. Hier ein Auszug.

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In einer Reihe von Artikeln hat La Jornada seit Ende August die fast vergessenen Ereignisse darüber aufgefrischt, was mit den ‚Zigeunern‘ in Europa geschehen ist, die - vom Nazismus geschädigt - nach den Nürnberger Prozessen von 1945-1946 dem Vergessen anheim fielen.

Das mexikanische Presseorgan bezeichnete in diesem Zusammenhang die Massendeportation von ‚Zigeunern‘ nach Rumänien und Bulgarien als "besonders ruchlos", die von der Regierung Sarkozy - einem Juden ungarischer Abstammung - angeordnet wurde; das ist wörtlich die von jenem Organ gebrauchte Bezeichnung - damit das nicht als eine Unehrerbietigkeit meinerseits angesehen wird.

In Rumänien wird die Anzahl der ‚Zigeuner‘ auf zwei Millionen Menschen geschätzt. Der Präsident jenes Landes, Traian Basescu, Verbündeter der Vereinigten Staaten und erlauchtes Nato-Mitglied, hat eine Journalistin als "ekelhafte ‚Zigeunerin‘" bezeichnet. Wie zu ersehen ist, eine äußerst feinfühlige Person mit einer höflichen Ausdrucksweise ...

Fragen an die UNO

Während ich diese Reflexion verfasste, erinnerte ich mich plötzlich daran, dass Frankreich die dritte Atommacht des Planeten ist, und dass Sarkozy ebenfalls einen Koffer mit den Codes besitzt, um eine der über 300 Bomben abzuwerfen, die er besitzt. Hat es etwa irgendeinen moralischen und ethischen Sinn, einen Angriff auf den Iran zu starten, den sie wegen der angeblichen Absicht verurteilen, eine Waffe dieser Art herstellen zu wollen? Wo sind denn die Vernunft und die Logik dieser Politik?

Nehmen wir einmal an, dass Sarkozy plötzlich durchdreht, wie es scheinbar inzwischen der Fall ist. Was würde in diesem Fall der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit Sarkozy und seinem Koffer machen?

Was wird geschehen, wenn die französische äußerste Rechte beschließt, Sarkozy zu zwingen, eine rassistische, im Widerspruch zu den Normen der Europäischen Gemeinschaft stehende Politik beizubehalten? Könnte der Sicherheitsrat der UNO diese zwei Fragen beantworten?

Der Mangel an Wahrheit und das Vorherrschen der Lüge sind die größte Tragödie in unserem gefährlichen Atomzeitalter. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2010)