Potsdam - Satellitendaten deuten darauf hin, dass sich der gesamte indische Subkontinent in den vergangenen 50 Jahren circa zwei Meter unter Tibet geschoben hat - und sich kontinuierlich nach Norden bewegt. Diese gigantische, seit 50 Millionen Jahren anhaltende Kollision der Indischen Platte mit dem Eurasischen Kontinent hat die höchsten Berge sowie das größte und höchste Plateau auf Erden, das Hochland von Tibet, entstehen lassen. In der aktuellen "Science"-Ausgabe berichten Forscher des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam von Ergebnissen eines neuen seismologischen Verfahrens, mit dem der Kollisionsprozess untersucht wurde. Dieser "größte Zusammenstoß auf Erden" war u.a. für den Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004 verantwortlich und verursacht die immer wieder auftretenden katastrophalen Erdbeben in China.
Das Aufeinanderprallen der beiden Kontinente ist sehr komplex, so trifft am nordwestlichen Rand von Tibet die Indische Platte auf die sehr starre Platte des Tarim-Beckens und wird dabei zusammengestaucht. Wie das GFZ nun bekannt gab, ist es in internationaler Kooperation gelungen, den Verlauf der circa 100 Kilometer mächtigen indischen Kontinentalplatte unter Tibet zu verfolgen. Dazu wurde eine Reihe von großen seismischen Experimenten in Tibet durchgeführt, bei denen die natürlichen Erdbeben aufgezeichnet wurden. Durch Auswertung schwacher, an der Unterkante der Kontinentalplatte gestreuter Wellen konnte diese Unterkante detailliert sichtbar gemacht werden. Die Grenze zwischen der starren Lithosphäre und der weicheren Astenosphäre erwies sich dabei als viel ausgeprägter, als man vorher angenommen hatte, so die Forscher abschließend. (red)