Ausschnitt aus der Arbeiter-Zeitung vom Dezember 1965

Fotoscan: Arbeiter-Zeitung

Die "Ewige Tabelle" der Eishockey-Bundesliga ab 1965. Berücksichtigt sind alle Grunddurchgangs- und Play-Off-Spiele der Bundesliga bis zum Ende der Saison 09/10. Klubs, die gegenwärtig in der EBEL spielen, sind dunkel hinterlegt.

270 Spiele werden heuer in der EBEL alleine im Grunddurchgang gespielt. Das war nicht immer so: Die erste Spielzeit der 1965 gegründeten Bundesliga bestand noch aus nur 24 Partien, die Saison begann Mitte November und Play-Offs wurden auch noch keine ausgespielt. Ein Blick zurück ins Gründungsjahr der Liga.

Bundesliga mit vier Klubs
Schon ab 1957 wurde die österreichische Meisterschaft in einer überregionalen Spielklasse, der Nationalliga A, ausgespielt. Von einem reglementierten Spielbetrieb kann streng genommen für diese Periode jedoch nicht gesprochen werden, teilweise unterschied sich die Zahl der pro Verein absolvierten Spiele ebenso wie die Spielfeldgrößen und Eisbeschaffenheiten an den diversen Austragungsorten (mehrheitlich Freiluftplätze).
Verstärkt wurden diese Unregelmäßigkeiten durch das starke Leistungsgefälle zwischen den einzelnen Vereinen. Also fasste der ÖEHV im Mai 1965 den Entschluss zur Einführung einer neuen Liga, der Bundesliga. Dieser gehörten im Herbst schließlich lediglich vier Klubs an: Der Klagenfurter AC, der Innsbrucker EV, die Wiener Eissport-Vereinigung und der EC Kitzbühel.
Bundesliga-Gründungsmitglied KAC ist der einzige Klub, der seither ohne Unterbrechung der höchsten österreichischen Spielklasse angehört. Dementsprechend führt der Klub aus der Landeshauptstadt Kärntens auch die „Ewige Tabelle" der Bundesliga überlegen an (siehe Grafik): In 45 Spieljahren absolvierten die „Rotjacken" 1.552 Spiele, dabei fehlen heute nur noch 35 Erfolge auf den 1000.Sieg (Stand: 21.September 2010).

Legionärsbeschränkungen und ausländische Trainer
So wenig das damalige Hockey ob der genannten Rahmenbedingungen mit dem heutigen vergleichbar scheint, zentrale vielfach auch im Jahr 2010 noch konstatierte „Probleme" bestanden schon vor 45 Jahren. So wurden drei der vier Klubs von ausländischen Trainern gecoacht, auch eine Legionärsbeschränkung gab es schon. Diese betraf allerdings nur den übermächtigen KAC: Er durfte seine beiden kanadischen Spieler Guy Lafrance und Adolph Tambellini (Vater des späteren VSV-Legionärs und heutigen GM der Edmonton Oilers, Steve) nur einsetzen, wenn auch der jeweilige Gegner Legionäre im Aufgebot hatte. Derartiges traf damals jedoch nur auf Kitzbühel zu, das ebenfalls zwei Kanadier unter Vertrag hatte.

Adelbert der Heilige
Unumschränkter Star der Liga war der aus Alberta, Kanada, stammende Adelbert Saint John. Er führte den WEV 1962 zu seinem letzten Meistertitel, nachdem er im Sommer zuvor als erster Eishockeyspieler eingebürgert wurde. Zum Bundesligastart 1965 spielte der nur 169cm große Stürmer bereits für den KAC und hatte, da er nicht unter die genannte Legionärsbestimmung fiel, wesentlichen Anteil an dessen Titelgewinn. Ganze 20 Tore bzw. 27 Punkte sammelte er in seinen zwölf Spielen der Premierensaison. „Del" John war in der Folge bis ins hohe Alter in der Bundesliga aktiv, erst mit 47 Jahren trat er als Spielertrainer des VSV in den Ruhestand. Im Dezember 2009 verstarb er 78jährig in Klagenfurt, für das Nationalteam scorte er in 59 Spielen ganze 85 Punkte.

Premierenmeister KAC
Das erste Spiel in der neu gegründeten Bundesliga ging am 13.November 1965 über die Bühne, Innsbruck besiegte die WEV mit 7:2, den ersten Treffer der Ligageschichte erzielte Hermann Erhart vom IEV.
Gut zwei Wochen später hatte Innsbruck den KAC zum Duell der beiden Titelfavoriten zu Gast. Über 9.000 Fans stürmten die ein Jahr zuvor bezogene Olympiaeishalle und wurden Zeugen eines 3:3-Unentschiedens, das sich die sehr hart agierenden Tiroler erst in der Endphase erkämpften. Viele Schlägereien, Strafen und auch zahlreiche Wurfgeschosse aus dem Zuschauerbereich sorgten dafür, dass die Partie als erstes „Skandalspiel" (Arbeiter-Zeitung, 2.Dezember 1965) in die Bundesligageschichte einging.
Am Ende der Saison holte sich Klagenfurt den Titel mehr als souverän, neben dem Unentschieden in Innsbruck gab es nur eine einzige Niederlage. Zu Meisterehren kam der KAC in der Folge regelmäßig: In den ersten 15 Bundesliga-Spielzeiten bis zum überraschenden Villacher Triumph 1981 unterbrachen lediglich zwei Titel für den ATSE Graz (1975, 1978) die rot-weiße Dominanz.  (derStandard.at - 21.9. 2010)