Salzburg - Kostenexplosion, hohe Beraterhonorare, verdeckte Förderungen über landeseigene Unternehmen, abgesprungene Geschäftsführer und eine Bevölkerung, die sich für das Vorhaben der Regierung so gar nicht begeistern kann: Die Kandidatur Münchens für die Austragung der Winterspiele 2018 laboriert exakt an den selben Problemen wie schon die Salzburger Bewerbung 2014.
"Wir sind mit denen im Gespräch, die den Olympia-Kater schon haben", so der Grüne Abgeordnete des bayerischen Landtages, Ludwig Hartmann, im Standard-Gespräch. Hartmann war am Dienstag beim Untersuchungsausschuss des Salzburger Landtages zur Klärung der Geldflüsse rund um die Bewerbung 2014 auf Nachbarschaftsbesuch.
Was Hartmann berichtet, kommt den Salzburgern bekannt vor. Schon jetzt liege das Bewerbungsbudget Bayerns mit 33 Millionen Euro über dem ursprünglichen Voranschlag. In Salzburg sind die Bewerbungskosten mit 10,4 Millionen ebenfalls weit über dem Plan gelegen. Und auch in Bayern sei die Sponsorensuche schwierig, berichtet Hartmann. Also müssten Betriebe der öffentlichen Hand, wie etwa die staatliche Lottogesellschaft, einspringen. In Salzburg trugen öffentliche Unternehmungen wie der Landesenergieversorger Salzburg AG einen Teil des Sponsoring.
Millionen an Berater
Trotzdem: Geld fließt reichlich. Rund 8,8 Millionen Euro haben die Münchener bereits an diverse Beraterfirmen überwiesen. Im Salzburger Untersuchungsausschuss wiederum sind Beraterhonorare von rund vier Millionen Euro Gegenstand der Befragungen. Es handelt sich teilweise sogar um dieselben Empfänger.
Mit den Geschäftsführern der Bewerbungsgesellschaft haben die Münchener ebenso wenig Glück wie die Salzburger. Anfang September hat Willy Bogner sein Amt zurückgelegt Als Ersatz ist nun die zweifache Olympiasiegerin Katarina Witt das "Gesicht" der Bewerbung im Duell mit dem französischen Annecy und dem südkoreanischen Pyeongchang. In Salzburg ist einst nach dem Abgang von Fedor Radmann Sportlegende Franz Klammer zum "Bewerbungsgesicht" gekürt worden.
Die Bevölkerung hat hüben wie drüben keine rechte Freude mit Olympia. In Salzburg ist eine Volksbefragung negativ verlaufen. Bayern musste nach heftigen Protesten Oberammergau von der Austragungsliste streichen.
Angesichts der Parallelen fällt die Hilfe der Salzburger Grünen für ihre Parteifreunde recht konkret aus. Parlamentarische Initiativen aus Salzburg seien eine gute Grundlage, meint Hartmann. Und mit dem parteiunabhängigen Finanzexperten und Olympiakritiker Willi Rehberg haben die bayerischen Grünen einen ausgewiesenen Fachmann aus Salzburg gewinnen können. (neu - DER STANDARD PRINTAUSGABE 22.9. 2010)