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Schüßler Salze: Für die einen ist es pure Scharlatanerie, andere schwören darauf.

Wien - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI), Herausgeber des Testmagazins Konsument, wollte wissen, welche Empfehlungen Apotheken hinsichtlich Schüßler Salzen abgeben. Die Empfehlungen von den sieben zufällig ausgewählten Wiener Apotheken fielen dabei sehr unterschiedlich aus, zudem kann der Glaube an die Salze sehr teuer werden, warnte der VKI in einer Aussendung.

Krankheiten durch Mineralienmangel

Eine vor 130 Jahren von dem Arzt Wilhelm Schüßler entwickelte alternative Heilmethode beruht auf der Annahme, dass Krankheiten nicht durch Erreger, sondern durch den Mangel an Mineralien im Körper ausgelöst werden. Dieser Mangel soll mittels Tabletten oder Salben, die in homöopathischen Dosen mit den jeweiligen Mineralien angereichert sind, ausgeglichen werden.

Eine Testperson mit Reizmagen-, Reizdarm- bzw. Reizblasensyndrom suchte im Rahmen eines Praxistests sieben Apotheken auf und ließ sich beraten. Die Stichprobe ergab eine Vielfalt an unterschiedlichen Zusammenstellungen von Schüßler Salzen, bei denen teilweise weder Salze noch Dosierung übereinstimmten.

Wirkung nicht belegt

Wissenschaftlich ist die Wirkung der Biochemie nach Schüßler nicht belegt. Auch innerhalb der Apothekerschaft ist die Biochemie nach Schüßler umstritten, weshalb nicht alle Apotheken die Salze im Sortiment haben. Auch wenn das Präparat  nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, warnt VKI-Gesundheitsexperte Bernhard Matuschak: "Die Selbstbehandlung mit Schüßler Salzen kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen, wenn dadurch die ärztliche Behandlung einer ernstzunehmenden Krankheit unterbleibt."

In nur drei der sieben aufgesuchten Apotheken wurde aber abgeklärt, ob der Kunde bereits beim Arzt war oder andere Medikamente eingenommen werden. In drei Fällen wurden die Salze ohne Nachfrage ausgehändigt. Ein Apotheker verwies an einen erfahrenen Homöopathen. In drei Apotheken wurde in Verbindung mit der Methode nach Schüssler zu einer Antlitzanalyse geraten. Hier soll das Betrachten des Gesichtes Aufschluss über die dem Patienten fehlenden Mineralien geben. In zwei Apotheken wurde diese auch durchgeführt, wobei sich zeigte, dass in Verbindung mit einer derartigen Analyse deutlich mehr Präparate empfohlen werden. Im extremsten Fall wurde dann zur Einnahme von elf der zwölf möglichen Salze in Form von beachtlichen 140 Tabletten pro Tag geraten -  um einen Gesamtpreis von 190 Euro. (red)