Wie kann man Jugendliche dazu bewegen, die eigene Partei zu wählen? Was kommt bei jenen an, von denen allgemein behauptet wird, sie interessieren sich nicht für Politik? Versuchen wir es mit einem Comic, lassen wir einen coolen Rapper ein Lied singen oder soll der Spitzenkandidat gleich selbst rappen? Das sind Fragen, über die sich die Erfinder der Jugendkampagnen der Parteien den Kopf zerbrechen. Schließlich gehört es mittlerweile dazu, dass von jeder Partei auch ein eigener Jugendwahlkampf geführt wird. Nicht erst seitdem Wählen ab 16 eingeführt worden ist.

Deshalb sind wir im aktuellen Wien-Wahlkampf auch mit SPÖ-Beatboxern und aufreizend gekleideten JVP-Damen konfrontiert. Und FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache versucht sich einmal mehr selbst als Rapper. In Kapuzenpulli, mit Sneakers und cooler Sonnenbrille "sprechsingt" er über den Dächern von Wien in Szene gesetzt Zeilen wie "Sozis wollen mich mundtot machen, weil ich sag' was Sache ist".

Innerhalb der eigenen Partei mögen die Maßnahmen auch ihren Sinn und Zweck erfüllen. Die Jung-Funktionäre werden angespornt, es stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist sicher gut für den Wahlkampf, der den Funktionären einiges an Zeit und Ausdauer abverlangt. Auch gibt man dem einen oder anderen Kandidaten die Möglichkeit, sich innerhalb der Partei zu profilieren. 

Die Frage ist allerdings, ob durch einen Jugendwahlkampf, der wenige Wochen vor der Wahl stattfindet, tatsächlich Wählerstimmen zu holen sind. Die Themen, die Jugendliche interessieren, sind Migration, Arbeitsmarkt und Bildung. Das besagt auch eine aktuelle Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung. Auch wenn die Schwankungsbreite durch die eher geringe Zahl an Befragten noch zu berücksichtigen ist, lassen sich dennoch gewisse Trends ablesen. Vor allem, dass die Jungen an ernsthaften Dingen interessiert sind, nicht an den "Geilomobilen" der Jungen ÖVP oder Kondomen mit dem Aufspruch "Hart aber herzlich - Um Längen voraus".

Es nützt auch nichts, wenn die FPÖ dem Image einer Jugendpartei am ehesten entspricht. Denn Wählerstimmen bringt der Coolness-Faktor nur wenige. Laut der aktuellen Studie wählen die meisten die SPÖ. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 22.9.2010)