Innsbruck - Die Debatte um die private Universität für Gesundheitswissenschaften (UMIT) in Hall in Tirol dauert an. Während das Rektorat am Montag mit einer Erklärung um Schadensbegrenzung bemüht war, wird der drohende Entzug des Doktoratsstudiums durch den Akkreditierungsrat am Mittwoch Thema im Landtag. Der mittlerweile ausgeschiedene Departmentleiter Roland Staudinger drohte über seinen Anwalt Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) mit einer Klage. Am Mittwoch thematisieren die Grünen in der Fragestunde das "UMIT-Desaster", wie LAbg. Gebi Mair es schriftlich formulierte. Im Visier dabei LR Tilg, der vor seiner politischen Tätigkeit UMIT-Rektor war. Tilg selbst war für die APA für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.

Dinkhauser: Landesregierung verantwortlich

Die stärkste Oppositionspartei in Tirol, das Bürgerforum von Fritz Dinkhauser, will ebenfalls am Mittwoch einen Dringlichkeitsantrag im Landtag einbringen. Dinkhauser machte am Montag zu "100 Prozent" Landeshauptmann Günther Platter, Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg & Co" verantwortlich. Einen rechtskräftigen Aberkennungsbescheid will Dinkhauser sofort beeinspruchen lassen und aufschiebende Wirkung beantragen. Die Landesregierung müsse zudem ein Verfahren zur Klärung einer allfälligen Verschuldensfrage einleiten. Für den Fall, dass den Studiengangsleiter keine Schuld treffe, sei der Betroffene zu rehabilitieren und wieder einzustellen. Außerdem müsse die Landesregierung generell die notwendige Finanzierung der Privatuniversität UMIT sicherstellen. Der Vorwurf, das vorgeschriebene Betreuungsverhältnis 1:6 (ein Professor betreut sechs Studenten; Anm.) nicht eingehalten worden sei, sei nachweislich seit der Zeit von Rektor Tilg bekannt, der heute Landesrat ist, betonte Dinkhauser.

Grünewald will Bescheid öffentlich machen

Der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald forderte die Offenlegung des Bescheides des Österreichischen Akkreditierungsrates. "Ich will das auf dem Tisch haben", sagte er am Montag. Grünewald äußerte auch massive Kritik daran, wie an der UMIT Habilitierungen zustande kamen. Wissenschaftslandesrat und ehemaliger UMIT-Rektor Bernhard Tilg müsse sich seiner Verantwortung stellen. "Doktortitel sind keine Orden", meinte Grünewald. Es gebe sehr wohl auch gute Leute an der UMIT. Spreu und Weizen würden dort allerdings nahe beieinander liegen. Diejenigen, die gut seien, seien leider nicht immer diejenigen, die am meisten zu sagen hätten. Er sei in den vergangenen Jahren immer wieder mit Beschwerden von Studierenden konfrontiert gewesen, in denen sie sich beispielsweise beklagten, dass Vortragende einfach nicht zu den Vorlesungen erschienen seien und Fragen nicht beantworten wollten. Grünewald äußerte außerdem Zweifel an der Qualität der Forschung an der UMIT. Die aufgelistete Leistungsbilanz bei Publikationen zeige Ungereimtheiten und es seien oft Ergebnisse von Forschungen enthalten, die nicht zentral an der UMIT selbst geleistet worden seien.

Rektorat versucht zu beschwichtigen

Das UMIT-Rektorat betonte am Montag, dass die Entscheidung des Akkreditierungsrates eines von 19 durch den ÖAR genehmigten universitären Studien betreffe. Damit seien auch die Leistungen, die die Mitarbeiter und die Studierenden in den vergangenen Jahren für die Universität und für den Wissenschaftsstandort erbracht hätten, in den Hintergrund gerückt. Verwiesen wurde unter anderem auf wissenschaftliche Kompetenz in Bereichen wie etwa das Department für Public Health, Informationssysteme und HTA, Pflegewissenschaft und Gerontologie oder Biomedizinische Informatik und Technik.

Bei den Diskussionen rund um das Doktoratsstudium gebe es nichts schönzureden. "Wir haben sofort entsprechende personelle und organisatorische Schritte gesetzt und in der vergangenen Woche in intensiven Verhandlungen mit dem Österreichischen Akkreditierungsrat und mit dem Wissenschaftsministerium eine akzeptable Übergangslösung für die inskribierten Studierenden des Doktoratsstudiums gefunden. Jetzt gilt es intensiv an der Qualität von Forschung und Lehre an der UMIT weiterzuarbeiten", hieß es in der Erklärung der Führungsspitze der UMIT.

Klagsdrohung im Raum

Die Diskussion um die UMIT könnte auch die Gerichte befassen. Nach dem Rechtsstreit zwischen Ex-Departmentleiter Staudinger und dem Akkreditierungsrat könnte auch eine rechtliche Auseinandersetzung mit Wissenschaftslandesrat Tilg folgen. In Medien übermittelten Schreiben drohte er dem früheren UMIT-Rektor mit einer Klage wegen Ruf- und Kreditschädigung. Stein des Anstoßes dürfte ein Interview in der Samstagausgabe der "Tiroler Tageszeitung" gewesen sein. In dem Anwaltschreiben hieß es, Staudinger werde für das Fehlverhalten anderer zur Verantwortung gezogen. Für den vom Akkreditierungsrat kritisierten Betreuungsschlüssel sei das Rektorat verantwortlich gewesen, ließ Staudinger ausrichten.

(APA)