Alexander C. trug bei einer Wahlveranstaltung auf dem Ballhausplatz im April einen Pullover mit Wiener Wappen, auf dem die Buchstaben B und H zu lesen waren - in der Szene steht das Kürzel für die rechtsextreme Organisation "Blood and Honour".

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Alexander C. beim Wahlkampfauftakt von HC Strache in der Wiener Lugnercity.

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Alexander C. bei einer HC-Strache-Rede im Oktober 2008 am Viktor Adler Markt.

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Wien - Der Generalsekretär der Österreichischen Rechtsanwaltskammer trat in den vergangenen Jahren mehrmals im Kreise bekannter Rechtsextremer auf, berichtet das aktuelle "Profil". Alexander C. ist unter anderem auf Fotografien bei einem rechtsradikalen Anti-EU-Protest im Jahr 2008 zu sehen, wo er gemeinsam mit dem verurteilten Neonazi Gottfried Küssel marschierte. Auch 2007 bei der Anti-Moscheen-Demo in Wien-Brigittenau trat C. umgeben von Neonazis in einschlägiger Montur auf.

Von "Profil" auf die Auftritte angesprochen, meinte der Generalsekretär: "Ja, das bin ich. Dass ich EU-kritisch bin, ist bekannt, und dass ich gegen die Moschee bin, ist auch bekannt." Die Wahl seiner Freizeitkleidung sei seine "Privatsache", Küssel kenne er vom "Grüß Gott" sagen.

Fotos, die heute derStandard.at vorgelegt wurden, zeigen Alexander C. nun auch in einem Pullover mit Wiener Wappen und den Buchstaben "B & H" in Frakturschrift. Diese werden in der Szene als Kürzel für das rechtsextreme Netzwerk "Blood and Honour" verwendet. Die Aufnahmen stammen nach derStandard.at-Informationen vom 23. April 2010, dem Tag des FPÖ-Wahlkampfabschlusses zur Präsidentschaftswahl am Wiener Ballhausplatz. Ein Foto von derStandard.at zeigt C. außerdem beim blauen Wahlkampfauftakt zur Wien-Wahl 2010 in einem T-Shirt der Marke Thor Steinar, einer Bekleidungsmarke, die gerne von Rechtsextremen getragen wird.

Rechtsanwaltskammer prüft

Bisher gab sich die Rechtsanwaltskammer eher abwartend, was die Reaktion auf die Kontakte ihres Generalsekretärs angeht. In einer Stellungnahme vom Wochenende richtete Rechtsanwaltskammer-Präsident Gerhard Benn-Ibler aus, Alexander C. habe "angeboten, seine Tätigkeit zur Verfügung zu stellen", um die Berichterstattung "nicht zu einer Belastung für den Österreichischen Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) werden zu lassen". Man werde den Sachverhalt prüfen und einer Beurteilung unterziehen.

Auf Anfrage von derStandard.at sagte der Sprecher des ÖRAK, Bernhard Hruschka, das besagte Foto kenne man noch nicht. Vorläufig ändere sich nichts daran, dass "das weitere Vorgehen intern geklärt wird". Noch diese Woche wird es interne Sitzungen geben. Ob es berufliche Konsequenzen für Alexander C. geben werde, "kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen". Auf einen Zeitpunkt, wann der ÖRAK eine Entscheidung bekannt gibt, wollte sich Hruschka nicht festlegen.

Grüner Ärger über Untätigkeit

Der Grünen-Justizssprecher Albert Steinhauser ärgert sich über die Untätigkeit der Anwaltskammer. Auf seinem Blog schreibt er zum Ballhausplatz-Auftritt: "Über dem Wappen sind die Buchstaben B und H in einer speziellen Fraktur zu sehen, die in dieser Form für  'Blood and Honour' abkürzen." Das Symbol sei ein weiteres Indiz, dass C. mit der rechtsextremen Szene sympathisiere und das auch offen zur Schau trage. "Die Frage ist jetzt, ob die Rechtsanwaltskammer sich von so etwas distanzieren will oder nicht", so Steinhauser zu derStandard.at.

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) hat sich für derStandard.at das Foto genauer angesehen. Das Ergebnis: Das Logo auf der Jacke "könnte sich vermutlich auf das 'Blood and Honour'-Netzwerk beziehen, mit hundertprozentiger Sicherheit kann man das aber nicht sagen". Das "offizielle" Logo des Neonazi-Netzwerks beinhalte keine Wien-Flagge. (az, kap, derStandard.at, 28.6.2010)