Für die Idee, mit einer effizienteren ultravioletten Lampe Krankheitserreger im Wasser loszuwerden, hat Walter Nadrag das Urheberrecht. "Doch den Denkanstoß lieferte eigentlich ein Bekannter", schildert der Chef der auf Quarzglasteile spezialisierten Kärntner Firma Sico. Erzählt er von seiner Erfindung, dem dazugehörigen EU-Projekt und ersten unterschriftsreifen Verträgen, darf diese Anekdote natürlich nicht fehlen. Denn jener Bekannte zog an einem heißen Sommertag in München an der Isar Wasserproben, die auf nichts Gutes schließen ließen. Keime lagen in so hoher Konzentration vor, dass ein Bad dort nicht gesund gewesen wäre.

Später wurde klar, wieso: Nördlich von München gelangte aus einer Kläranlage nicht nur sauberes Wasser in den Fluss. Die für die Verwesungsprozesse erforderlichen Stoffe wurden miteingeleitet. Eine Geschichte, die Nadrag sodann Ansporn werden sollte, Erregern im Wasser Einhalt zu gebieten. Bald war die Idee von UV-Lampen mit großer Wasserdurchdringbarkeit geboren. "Direkt in den Rohren montiert, sollen sie bald schon in Trinkwasseraufbereitungsanlagen oder Kläranlagen gefährliche Krankheitserreger abtöten", hofft Nadrag.

Internationale Partnerschaft

Noch bis 2011 wird im EU-Projekt Light4CleanWater das Ausschalten von Risikofaktoren im Wasser das bestimmende Thema sein. Für das als aussichtsreich eingestufte Projekt machte die EU 400.000 Euro an Fördermitteln locker. Neun internationale Partner - darunter auch das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart - arbeiten seit dem Vorjahr mit Hochdruck an der neuartigen UV-Lampe, die ein klassischer Kompromisskandidat ist.

Denn dort, wo andere Lampen zu kurz greifen, soll sich die Technologie ihre Schneise schlagen: "Das Licht herkömmlicher Lampen tötet Keime nur in einem Bereich von ein, zwei Zentimetern ab", erklärt Nadrag. Mit der neuen Lampe werde die fünffache Leistung erreicht. Einerseits wegen der besseren Lichtausbeute im Verhältnis zum Energieaufwand. Anderseits wird Licht in variabler Wellenlänge erzeugt. Während andere Lampen nur im Bereich von 254 Nanometern effektiv sind, deckt Nadrags Entwicklung den Bereich von 185 bis 400 Nanometer ab. "Je nach Keimart lässt sich so ein ideales Strahlungsmaximum einstellen", erklärt Nadrag.

Testen und bestrahlen

Mehrere Millionen Keime können in einem Kubikmeter Wasser enthalten sein - und immer noch unzählige verschiedene Arten. Dadurch lässt sich der Geschäftsmann aber nicht entmutigen. "Die Tests zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagt er. In einem 60-Liter-Versuchsbecken am Stuttgarter Fraunhofer-Institut wurde schon mit verkeimtem Wasser experimentiert. Durch Bestrahlung wurde nicht nur eine massive Reduktion von Phosphor nachgewiesen. Auch Stämmen von Coli-Bakterien (Escherichia coli, Coliforms except), die in der Darmflora von Mensch und Tier ansässig sind, aber über Ausscheidung ins Trinkwasser gelangen können, rückten die Wissenschafter erfolgreich zu Leibe. Sogar gegen einzelne Stämme des Bakteriums Enterobacte riacae wurde ein probates Mittel gefunden. Sie gehören zu den pathogenen Keimen (Legionellen) und können die Legionärskrankheit hervorrufen.

In geringer Konzentration kommen sie in fast allen Süßgewässern vor und vermehren sich zwischen 25 und 50 Grad am besten. "Unter optimalen Bedingungen verdoppelt sich die Legionellenanzahl alle drei Stunden", weiß Nadrag, der nun bekräftigt, ein wirkungsvolles Instrumentarium dagegen gefunden zu haben.

Zwei Patente angemeldet

Beim Halbjahrestreffen in Paris demonstrierten die neun Partner deshalb deutlich, dass sie in die Zielgerade einbiegen. Die Lampe gewinnt an Gestalt, sie ist bereits fast bis zur Marktreife entwickelt. Zwei Patente wurden angemeldet. Und eine Vereinbarung mit einem europäischen Pumpenhersteller hat Nadrag auch schon in der Tasche. Der Industriepartner will die Lampen bald in Kläranlagen- und Trinkwasserpumpen integrieren - zu ökonomisch vertretbaren Bedingungen. Das Quarzglas könnte seine Firma liefern. Die Leistungselektronik sollen Partner übernehmen. "Wir wollen zunächst auf dem europäischen Markt Erfahrungen sammeln", sagt Nadrag. Hier könnte ihm in die europäische Umweltgesetzgebung in die Karten spielen, die sukzessive verschärft wird.

Später kann sich Nadrag auch vorstellen, in einem weltweiten Markt zu agieren. Seine Zuversicht, mit der Erfindung auch außerhalb Europas in eine zukunftsträchtige Nische vorzustoßen, ist groß. Potenzial ortet der Geschäftsmann in Afrika. Dort könnte er sich einer großen Verantwortung stellen: "Nirgendwo gibt es größeren Handlungsbedarf." (Daniel Pohselt/DER STANDARD, Printausgabe, 29.09.2010)

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Wissen: Prämierte Wasser-Ideen

Der Neptun Wasserpreis wurde 1999 gegründet, mit dem Ziel, die Bedeutung der Ressource Wasser für Leben, Umwelt, Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft zu unterstreichen. Er wird alle zwei Jahre von der österreichischen Wasserszene für Innovationen, Kommunikation und kreative Ideen rund ums Thema Wasser vergeben. Er richtet sich vor allem an Projekte mit Österreich-Bezug, in einzelnen Kategorien sind aber auch internationale Beteiligungen zugelassen. Die konkreten Zielgruppen reichen von Unternehmen, NGOs oder Gemeinden über Schulen, sonstige Bildungseinrichtungen und Kunstschaffende bis zu Wissenschaft und Forschung.

Einreichfrist: 31. Oktober. Ausgeschrieben vom Lebensministerium, dem Wirtschaftsministerium, der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach sowie dem Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband, werden in vier Fachkategorien und einer Publikumskategorie Preise zuerkannt. Insgesamt warten Preisgelder in der Höhe von 36.000 Euro. Die Preisverleihungen finden rund um den Weltwassertag am 22. März 2011 statt. (dap)