Quito - Rafael Correa feierte im April 2009 seinen bisher größten Triumph: Der Sieg in der ersten Runde der Präsidentenwahl in Ecuador machte ihn zum ersten Staatschef seines Landes machen, der keine zweite Runde benötigt. Doch Correa polarisiert auch sein Land. Seine Anhänger preisen ihn als volksnahen Sozialreformer, seine Gegner werfen ihm Populismus und sogar Totalitarismus vor. Jetzt revoltieren Teile des Militär- und Sicherheitsapparats gegen ihn wegen der geplanten Kürzung von Sozialleistungen.

Die im Jahr 2008 angenommene neue Verfassung ermöglicht es Correa, das Land theoretisch bis 2017 zu regieren - Zeit genug, um weiter an dem angestrebten "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" zu arbeiten. Der 46-jährige Politiker steht wie Hugo Chávez in Venezuela oder Evo Morales in Bolivien für das Erstarken des linken Lagers in Lateinamerika. Er selbst bezeichnete sich einst als christlichen Humanisten linker Prägung.

Humanist, Christ, Linker

"Ich bin Humanist, weil nach meiner Meinung die Politik und Wirtschaft für die Menschen da sein soll", sagte der Wirtschaftswissenschafter vor vier Jahren, als er zum ersten Mal antrat. "Ich bin Christ, weil ich mit der sozialen Lehre der Kirchen groß geworden bin, und ich bin ein Linker, weil ich an Gleichheit und Gerechtigkeit und an die Vormacht der Arbeit über das Kapital glaube."

Correa kam am 6. April 1963 in eher bescheidenen Verhältnissen in Guayaquil auf die Welt. Sein Wirtschaftsstudium finanzierte er über Stipendien. Nach einem Aufenthalt an der Universität Löwen in Belgien schloss er es an der Universität von Illinois in den USA mit einem Doktortitel ab. Als junger Mann arbeitete er ehrenamtlich in einem Indio-Dorf und lernte dort die Eingeborenensprache Quechua. Correa ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Wenige Monate vor seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl im November 2006 war Correa den Ecuadorianern noch weitgehend unbekannt. Dann schaffte er es, sich mit umwerfendem Charisma und markigen Worten in Rekordzeit an die politische Spitze des südamerikanischen Landes zu katapultieren. In seiner Amtszeit schuf Correa ein weitgehend kostenloses Gesundheits- und Bildungssystem und erhöhte den Mindestlohn - finanziert vor allem durch den Ölreichtum des Landes.

Außenpolitisch legte sich der Linkspolitiker mit dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank an, weil er für die Rückzahlung der Schulden des Landes wenig Interesse zeigte. "Erst kümmern wir uns um unsere Sozialpolitik, dann tragen wir die Schulden ab", erklärte er. Mit dem Nachbarn Kolumbien geriet er an den Rand einer militärischen Auseinandersetzung, als Bogota die Nummer zwei der Rebellenorganisation FARC, Raúl Reyes, im März 2008 auf ecuadorianischen Territorium töten ließ.

2008 setzte Correa eine neue Verfassung durch, die die einmalige Wiederwahl des Staatsoberhaupts ermöglicht. Da seine bisherige Amtszeit nicht mitgerechnet wird, könnte Correa 2013 für eine weitere vierjährige Amtszeit antreten und dann bis 2017 regieren. Außerdem darf der Präsident nun das Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben lassen. Die Verfassung stärkt auch die Rolle des Staates und setzt auf ein "soziales und solidarisches" Gesellschaftsmodell. Kritiker werfen Correa aber vor, vor allem sein eigenes Machtinteresse vor Augen zu haben. (APA)